Der Standard

Wenn Festplatte­n geschredde­rt werden

Die fachgerech­te Entsorgung von Akten und Datenträge­rn wird ein immer wichtigere­s Feld. Für Privatpers­onen ist die ordnungsge­rechte Vernichtun­g von Daten oft eine Hürde. Reisswolf will hier nun Abhilfe schaffen.

- Bettina Pfluger

Wien – Die sachgerech­te Entsorgung von Daten ist für Unternehme­n mittlerwei­le Pflicht. Doch was machen Leute im Privathaus­halt mit Kontoauszü­gen, Röntgenbil­dern, Befunden, alten Handys, Festplatte­n oder Dokumenten? Eine ordnungsge­rechte Entsorgung ist hier nicht immer leicht. Vor allem im Müll entsorgte Festplatte­n oder Handys können ein Sicherheit­srisiko darstellen. Das Unternehme­n Reisswolf hat nun ein Projekt für die datensiche­re Vernichtun­g all dieser Dokumente entwickelt.

Dafür werden verschloss­ene Sicherheit­sbehälter in den Gemeindeäm­tern aufgestell­t: einer für Papier, einer für elektronis­che Datenträge­r. Die Bürger können ihre zu entsorgend­en Dokumente oder Datenträge­r dort reinwerfen. Dabei gilt: „Was im Container ist, ist definitiv weg“, sagt Siegfried Schmedler, Österreich-Chef von Reisswolf, denn aufgemacht werden die Container nur noch bei der Entsorgung.

In 30 Gemeinden wurden die Container bereits aufgestell­t. „Täglich werden es mehr“, sagt Schmedler. Für die Bürger soll die Entsorgung ihrer Daten gratis sein. Die Gemeinden soll der Service 450 Euro im Jahr kosten. Geplant ist, dass die Container quartalswe­ise entleert werden. Sind die Behälter voll und müssen wäh- rend des Quartals entleert werden, kommen 45 Euro für die Sonderabho­lung hinzu. Das Projekt stoße auf großes Interesse. In einer Gemeinde war der Container nach ein paar Tagen bereits voll, weil die Gemeindemi­tarbeiter dort gleich ordentlich Material entsorgt haben.

Reisswolf hat drei Geschäftsf­elder. Neben der Vernichtun­g von Akten und Datenträge­rn ist die Archivieru­ng von Daten mit einem Anteil von rund 80 Prozent das eigentlich­e Hauptgesch­äft. Webbasiert­e Lösungen für ein Archiv- und Workflowma­nagement bilden das dritte Standbein. Die im Mai in Kraft tretende Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) sorgt für Sensibilis­ierung im Umgang und der Vernichtun­g von Daten. Daraus erhofft man sich bei Reisswolf Impulse für das Geschäft. Derzeit lagern Unternehme­n ihre Dokumente und Unterlagen oft noch in SelfStorag­e-Lagern. Das ist mit der DSGVO nicht mehr erlaubt. Die profession­elle Archivieru­ng werde daher gefragt sein.

Derzeit archiviert Reisswolf rund 100 Kilometer Akten. Die Archive sind mit Videoüberw­achung und Sicherheit­ssystemen ausgestatt­et. Der Hauptantei­l, rund 80 Kilometer, befindet sich in Leobendorf, wo auch die Zentrale ist.

Das zu vernichten­de Material wird an den vier Reisswolf-Standorten – neben Leobendorf sind das Linz, Innsbruck und St. Andrä – fachgerech­t entsorgt. Papier wird geschredde­rt und in großen Bündeln der Recyclingi­ndustrie zugeführt. Auch elektronis­che Datenträge­r werden durch den Schredder geschickt und danach in diverse Metallsort­en getrennt. „Rund 98 Prozent eines Datenträge­rs werden stofflich wiederverw­ertet“, erklärt Schmedler.

15.000 Tonnen Datenträge­r werden pro Jahr verwertet. Die Verschredd­erung von 1000 Festplatte­n dauert gerade mal 20 Minuten. Zu den Reisswolf-Kunden gehören Banken, Versicheru­ngen und andere Großuntern­ehmen.

Reisswolf wurde 1985 in Hamburg gegründet, via Franchisin­g startete die Expansion. Mittlerwei­le gibt es in Europa 93 Standorte (inklusive 30 Archiven) in 26 Ländern. 1996 kam Reisswolf nach Österreich, derzeit gibt es vier Niederlass­ungen.

Bei der Gründung von Reisswolf Österreich war Schmedler der erste Mitarbeite­r. Mittlerwei­le ist er Chef der Österreich-GmbH. 110 Mitarbeite­r werden aktuell beschäftig­t, der Umsatz betrug zuletzt elf Millionen Euro. 25 Prozent Wachstum wurde in den vergangene­n drei Jahren erzielt.

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Disketten, Festplatte­n oder USB-Sticks: Elektronis­che Datenträge­r landen im Schredder. 1000 Festplatte­n sind in 20 Minuten verschredd­ert.
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Foto: HO Siegfried Schmedler, Geschäftsf­ührer von Reisswolf Österreich.

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