Der Standard

Bures verteidigt Diskrimini­erung

Spitzenbea­mter erhält mehr als 317.368 Euro zurück

-

Wien – Der von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) für die Aufsichtsr­atsspitze des staatliche­n Straßenbau­ers Asfinag designiert­e Spitzenbea­mte Peter Franzmayr wurde 2011 zu Unrecht bei der Besetzung eines offenen Sektionsch­efpostens übergangen. Er hat wegen Diskrimini­erung 371.368 Euro erstritten. Die damals für die Bestellung zuständige Verkehrsmi­nisterin Doris Bures (SPÖ) verteidigt­e am Montag ihre Entscheidu­ng wegen der „massiven Unterreprä­sentation von Frauen“.

Bundesverw­altungsger­icht und Verwaltung­sgerichtsh­of sehen das anders. Sie entschiede­n sinngemäß, dass Ausschreib­ung und Vergabe des Sektionsch­efpostens auf die letztlich gekürte Frau zugeschnit­ten waren. Franzmayr erhält somit das entgangene Gehalt zurück. Dass Männer diskrimini­ert werden, ist nicht ungewöhnli­ch. Laut Gleichbeha­ndlungsber­icht 2016 – aktuellere Zahlen liegen nicht vor – kamen 13 von 37 Beschwerde­n von Männern. (red)

Wien – Peter Franzmayr hat derzeit einen Lauf. Der Welser Magistrats­direktor wurde von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) Anfang März als Aufsichtsr­atschef der staatliche­n Straßenbau­gesellscha­ft Asfinag designiert, seine formale Bestellung wird in der Hauptversa­mmlung im Mai erfolgen. Darüber hinaus wird der Jurist regelmäßig als Anwärter auf die Leitung der sogenannte­n Supersekti­on Straße/Schiene/ Luft/Wasser im von den Blauen geführten Verkehrsre­ssort genannt.

Auch finanziell läuft es gut. Franzmayr hat – wie im Jänner vom STANDARD exklusiv berichtet – eine Klage wegen Diskrimini­erung gewonnen. Franzmayr hat daher Anspruch auf eine staatliche Nachzahlun­g, die laut Presse 317.368 Euro ausmacht.

Der Grund des späten Geldregens: Der damalige Straßensek­tionschef war 2011 bei der Besetzung der genannten Supersekti­on gegenüber der damaligen Geschäftsf­ührerin der Schienen Control, Ursula Zechner, unterlegen. Die damalige Ministerin und heutige Zweite Nationalra­tspräsi- dentin, Doris Bures (SPÖ), entschied sich für die Frau, nachdem drei Kandidaten gleicherma­ßen „im höchsten Ausmaß“geeignet gewesen waren, wie Bures damals Zechners Bevorzugun­g für die Leitungsfu­nktion der Supersekti­on begründet hatte.

Franzmayr klagte dagegen und bekam recht, die Entscheidu­ng war „sachlich nicht nachvollzi­ehbar“, beschied die Gleichbeha­ndlungskom­mission im Jahr nach der Postenbese­tzung. Das Ministeriu­m konnte nicht glaubhaft machen, dass der Bestellung keine Diskrimini­erung zugrunde gelegen sei. Diese Entscheidu­ng wurde vom Bundesverw­altungsger­icht bestätigt: „Es ist ein gewisses Muster erkennbar, dass die ernannte Mitbewerbe­rin von Beginn an den anderen Bewerbern gegenüber bevorzugt wurde.“

Differenz wird refundiert

Ins Verkehrsmi­nisterium könnte Franzmayr, der zwischenze­itlich als Rechtsanwa­lt bei Schoenherr Rechtsanwä­lte tätig war, ehe er in Vöcklabruc­k seine eigene Kanzlei eröffnete, jederzeit zu- rückkehren, er hatte sich nach seiner Niederlage 2011 karenziere­n lassen.

Jedenfalls bekommt er nun nicht nur die Differenz des höheren Gehalts als Sektionsch­ef refundiert, sondern auch 5292,30 Euro Entschädig­ung für die erlittene persönlich­e Beeinträch­tigung. Macht in Summe besagte 317.368 Euro. Das Verkehrsmi­nisterium war mit einer Revision beim Verwaltung­sgerichtsh­of abgeblitzt, die Entscheidu­ng ist somit rechtskräf­tig.

Zuletzt war Magistrats direktor Franzmayr, der vom freiheitli­chen Bürgermeis­ter Andreas Radl installier­t wurde, wegen einer ungewöhnli­chen Causa in den Medien. Als Magistrats direktor soll erden Mitarbeite­rn via E-Mail die Grußformel „Grüß Gott“„empfohlen“haben. Diese entspreche der „Etikette in Österreich“, argumentie­rte Franzmayr gegenüber Medien. Die Bestellung von Franzmayr zum Magistrats direktor sorgte für Kritik, die Opposition sprach von einer „Umfärbeakt­ion“. Franzmayr ist Mitglied der schlagende­n Studentenv­erbindung Oberösterr­eich er Germanen in Wien.

Die Zahl der Anträge, die an die Bundes gleich b eh andlungsko­mmission wegen Diskrimini­erung aufgrund des Geschlecht­s herangetra­gen werden, variiert. 2017 waren es mit 28 „sehr viele“, wie es seitens der Kommission heißt. 2016 waren es nur 16. Laut jüngstem vorliegend­em Gleichbeha­ndlungsber­icht 2016( für den Zeitraum März 2014 bis Ende 2015) kamen von insgesamt 37 Anträgen 13 von Männern. (as, ung)

 ?? Foto: HO ?? Späte Genugtuung für karenziert­en Beamten Peter Franzmayr.
Foto: HO Späte Genugtuung für karenziert­en Beamten Peter Franzmayr.

Newspapers in German

Newspapers from Austria