Ryanair kauft Laudas Fluglinie und will stark ausbauen
Europas größte Billigairline investiert 100 Millionen und erweitert auf 30 Flieger
Wien – Der irische Billigflieger Ryanair übernimmt die Laudamotion zu 75 Prozent und nimmt dafür rund 100 Millionen Euro in die Hand. Zunächst werden 24,9 Prozent von Laudamotion gekauft – gibt es grünes Licht der EU-Wettbewerbsbehörde, dann wird auf 75 Prozent aufgestockt. Lauda wird dem neu geschaffenen Laudamotion-Board vorstehen, mit Europas größter Billigairline im Rücken. Ryanair, die bisher Wien nicht angeflogen hat, will die Flotte zunächst auf 21, später auf 30 Maschinen aufstocken.
Die Nachricht sorgte am Dienstag für Überraschung, schließlich war der Verkauf der Niki-Reste an Lauda als österreichische Lösung angepriesen worden. Für Karl Dürtscher von der Gewerkschaft GPA schaut „eine österreichische Lösung zwar anders aus“, er halte die Lösung aber für tragfähig. Lauda habe ihm zugesichert, dass die Vereinbarungen über Betriebsratsgründung und einen Kollektivvertrag aufrecht bleiben.
Für Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) „bleibt es eine österreichische Lösung, weil Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden“. Wichtig sei, dass Kapital vor Ort gestärkt wird.
Für Laudamotion hat die Partnerschaft den Vorteil, dass der Ticketvertrieb und die Auslastung der Flieger gesichert sind. (red)
Wien/Düsseldorf – Im Jänner noch bekam Niki Lauda mit Unterstützung der Bundesregierung und (im Hintergrund) von Lufthansa den Zuschlag für die insolvente Niki. Sein Angebot war rund 50 Mio. Euro schwer. Jetzt, zwei Monate später, verkauft Lauda zunächst 25, später 75 Prozent der Anteile an Laudamotion an den Billigflieger Ryanair. Die Iren investieren in Summe 100 Mio. Euro.
Warum Ryanair nicht schon im Jänner ein höheres Angebot auf den Tisch legte, bleibt offen. Trotz Laudas Erklärung, der das auf einem Erstflug nach Düsseldorf, wo er den Deal offiziell bestätigt, so sieht: „Ryanair will mit einer weiteren Marke nach Wien.“Tatsächlich ist Ryanair bisher Wien nicht angeflogen, die Strategie der Iren sieht eher billigere Regionalflughäfen vor.
Geredet habe er jedenfalls auch mit der britischen Easyjet, sagt Lauda am Dienstag, mit Ryanair habe er sich aber am schnellsten geeinigt. Die Frage, was denn nun mit der von ihm angekündigten österreichischen Lösung sei, wo es sich doch jetzt um eine irische handle, beantwortet er so: Keineswegs, „wir bleiben Laudamotion“. Wachsen wolle man in Wien mithilfe der größten Billigairline Europas, „dann können sich die Vuelings und Wizzairs warm anziehen“, wiederholt der WiederAirline-Chef, was er bereits mehrfach betont hat. Verkehrsminister Norbert Hofer, der vor nicht allzu langer Zeit beteuerte, wie wichtig es sei, „dass Firmen in heimischer Hand bleiben“sieht das auf
STANDARD- Anfrage genauso: „Es bleibt eine österreichische Lösung, weil Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden. Wichtig ist auch, dass das Kapital vor Ort gestärkt wird.“
Auch für Flugreisende sehen sowohl Hofer als auch Lauda gute Zeiten anbrechen. „Wettbewerb belebt die Sinne“, sagt Lauda. Er gehe davon aus, dass Tickets für die Kunden billiger werden und Laudamotion ihren Teil dazu beitragen werde, denn „je mehr Flieger du hast, umso billiger kannst du sein.“Argumente, die auch der Verkehrsminister ins Treffen führt. „Die Kooperation mit Ryanair bedeutet, dass der Wettbewerb gestärkt wird, was auch den Konsumenten zugutekommt.“Auch für die Ex-Niki- und Jetzt-Laudamotion-Mitarbeiter hat Lauda beruhigende Worte. Zu befürchten hätten sie mit dem Einstieg der Iren, die dafür bekannt sind, nicht eben zimperlich in Sachen Arbeitsbedingungen vorzugehen, nichts. Immerhin könne Laudamotion durch den Einstieg von Europas größtem Billigflieger „schneller eine kritische Masse erreichen“, was Sicherheit und Stabilität für Airline und Mitarbeiter bedeuten würde.
Spannend wird sein, wie die beiden „Alpha-Männer“Lauda und Ryanair-Boss Michael O’Leary miteinander harmonieren. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Mit Ex-Air-Berlin-Boss Joachim Hunold verstand sich Lauda zunächst sehr gut, im Laufe der Partnerschaft zwischen Niki und Air Berlin flaute die Begeisterung dann deutlich ab. Lauda verkaufte seinerzeit zunächst ein Viertel von Niki an Air Berlin und später dann alle Anteile. In einer Flughöhe von rund 36.000 Fuß zeigte sich Lauda nicht nur „ergriffen, dass das alles funktioniert“, sondern auch zuversichtlich, dass O’Leary ihm nicht dreinregieren werde: „Operationell wird er nicht mitreden.“Anders formuliert klingt das aus Laudas Mund so: „Wir bleiben ein Zwerg neben dem Riesen Ryanair, ein Zwerg, der nie aufhört.“
Füllen und füllen lassen
Praktisch soll das alles so funktionieren: Laudamotion bekommt aus der Niki-Insolvenz 14 Flieger, die großteils von Condor oder aus der Lufthansa-Gruppe (Eurowings, AUA) gefüllt werden. Zusätzlich stellt Ryanair sechs Flieger mit Crew bereit, die ab Berlin starten werden. Gemeinsam mit Ryanair will Lauda innerhalb von zwei Jahren auf 30 Flugzeuge wachsen. Mit dem Einstieg der Iren sichert sich Lauda auch die begehrten Slots in Wien, Düssel- dorf oder Palma, die andernfalls zurückgegeben hätte werden müssen. Die Gespräche mit der Lufthansa-Tochter Eurowings über einen Leasingvertrag will Lauda fortsetzen. Man warte auf das grüne Licht der Kartellbehörden. Angeblich hat Eurowings allerdings am Dienstag den Audit, also die Überprüfung, ob Laudamotion für Eurowings fliegen könnte, unterbrochen, was auf ein mögliches Ende der Beziehung hinweisen könnte. Bei Eurowings heißt es dazu: „Wir führen zurzeit Gespräche mit zahlreichen Airlines, auch mit Laudamotion. Diese Verhandlungen sind vertraulich und noch nicht final abgeschlossen.“
Wie die Sache auch ausgeht, in Wien wird künftig jedenfalls ein interessanter Wettbewerb ausgetragen: um die Nummer zwei hinter dem Marktführer LufthansaGruppe, der 65 Prozent des Marktes dominiert. Laudamotion kann mit der Auslastungsgarantie einer Ryanair die Lufthansa ärgern, gefährlich wird sie ihr freilich nicht.