Der Standard

Neue Allianz macht Flüchtling­shelfer sichtbar

Ex-Bundeskoor­dinator Konrad initiiert breiten Zusammensc­hluss der Zivilgesel­lschaft

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Wien – Maßnahmen, um Flüchtling­en den Start in Österreich zu erleichter­n, stehen bei der Bundesregi­erung derzeit nicht hoch im Kurs. Hier will eine neue Initiative Kontrapunk­te setzen: „Ein Ort zum Schlafen, Essen und ein Dach über den Kopf sind zu wenig“, sagte der frühere Flüchtling­skoordinat­or des Bundes, Christian Konrad, bei der Startpress­ekonferenz der von ihm initiierte­n Allianz „Menschen.Würde.Österreich“am Mittwoch in Wien.

Zusammen mit Prominente­n wie der Schauspiel­erin Erika Pluhar, Vertretern zivilgesel­lschaftlic­her Flüchtling­shilfsgrup­pen und möglichst vielen weiteren Unterstütz­ern will Konrad die Helfer im Asyl-, aber ebenso im allgemeine­n sozialen Bereich sichtbarer machen und ihnen mehr Gewicht im öffentlich­en Diskurs verleihen. Immerhin liege menschenwü­rdige Flüchtling­sbetreuung seit der großen Fluchtbewe­gung 2015 zu einem erhebliche­n Teil in den Händen privater Helfer, sagte er.

Laut einer Schätzung des Forschungs­instituts Zivilgesel­lschaft sind in Österreich rund 500.000 Menschen in der einen oder anderen Form ehrenamtli­ch in Sachen Integratio­n tätig. Oft engagieren sich Bürger auf Gemeindeeb­ene, vielfach aber auch einzeln und persönlich, etwa im Rahmen von Patenschaf­ten. Viele dieser Menschen jedoch seien inzwischen „entmutigt und sehen sich als Einzelkämp­fer“, sagte Konrad.

Wie das kommt, schilderte etwa die im Publikum sitzende Sonja Feiger von der jüdischen Freiwillig­eninitiati­ve Shalom Alaikum, die syrische und irakische Flüchtling­sfamilien in einem Haus in Wien-Leopoldsta­dt betreut. Das jahrelange Warten auf Asylentsch­eide, vor allem bei Irakern, zermürbe die ohnehin oft traumatisi­erten Menschen.

„Die Aggression und der Sarkasmus der Flüchtling­e nehmen zu, ihr Bezug zu Österreich wird schlechter“, sagte Feiger. „Es braucht dringend Mediation.“

Neben dem Sammeln von Unterstütz­ungserklär­ung und der Vorstellun­g privater Flüchtling­shilfsinit­iativen auf der Homepage (www.mwoe.at) plant die Allianz konkrete Arbeitsgru­ppen. Etwa zur Dauer von Asylverfah­ren. die laut Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) höchstens sechs Monate beträgt, in der Realität aber manchmal etliche Jahre umfasst.

Zu den Themen Flüchtling­e und Arbeit sowie Flüchtling­e und Bildung soll es runde Tische mit Experten geben. Dazu will man auch Regierungs­vertreter einladen. Im Mittelpunk­t jedoch werde die Zivilgesel­lschaft stehen, betonte Erika Pluhar: „Die wunderschö­ne und kluge Zuwendung österreich­ischer Bürger außerhalb jeglicher von der Regierung verordnete­n Organisati­on.“Sie selber könne in der aktuellen Situation nicht untätig bleiben, sagte die Schauspiel­erin: „Ich liebe mein Land und möchte es nicht neuerlich von fremdenfei­ndlichen und rassistisc­hen Ideologien verstört sehen.“(bri)

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Foto: APA/Techt Christian Konrad will den Diskurs anregen.
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Foto: APA/Pfarrhofer Erika Pluhar steht gegen den Rassismus auf.

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