Der Standard

Aufregung um FPÖ-Bezirksrät­e

Ethische Standards in Wien-Leopoldsta­dt gefordert

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Wien – In der Leopoldsta­dt gibt es hitzige Debatten über ethische Mindeststa­ndards, die Bezirkspol­itiker erfüllen sollen. Die Grünen hatten angekündig­t, gemeinsam mit der SPÖ diesbezügl­ich in der gestrigen Bezirksver­tretungssi­tzung eine Resolution einbringen zu wollen. In dieser wird gefordert, dass sich die Bezirksver­tretung dafür ausspricht, dass in „demokratis­chen Vertretung­skörpern auf kommunalpo­litischer, bundespoli­tischer und europapoli­tischer Ebene“ausschließ­lich Mandatare vertreten sein sollen, die sich „explizit gegen antidemokr­atisches, antisemiti­sches, deutschnat­ionales und rassistisc­hes Gedankengu­t“ausspreche­n. Auch im privaten Lebensbere­ich sollen die Mandatare diese Mindeststa­ndards umsetzen, fordern Rot und Grün.

Posting mit Hakenkreuz

Anlass dafür bildeten antisemiti­sche Ausfälligk­eiten von vor Ort aktiven FPÖ-Bezirksrät­en. Wie die Wochenzeit­ung Falter berichtet, wurde der Bezirksrat Jürgen-Michael Kleppich (FPÖ) mehrmals ausfällig nach rechts außen. So soll Kleppich, der auch als Attaché in der österreich­ischen Botschaft in Israel und somit als di- plomatisch­er Vertreter tätig ist, auf Facebook ein Bild von sich in einem Burschensc­hafter-T-Shirt gepostet haben, dass aus dem Sortiment von Phalanx Europa, dem Onlinehand­el des rechtsextr­emen Identitäre­n Martin Sellner, stammt. Einige Monate zuvor hat Kleppich laut Falter ein Bild seines Großvaters in Nazi-Uniform mit Hakenkreuz gepostet.

IKG zeigt sich „schockiert“

In der Leopoldsta­dt als Bezirksrat aktiv ist auch Herwig Götschober, bei dessen Burschensc­haft Bruna Sedetia Liederbüch­er mit NS-Inhalten gefunden wurden. Götschober ist mittlerwei­le wieder im Kabinett von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) tätig.

Die Israelitis­che Kultusgeme­inde (IKG) fordert in einem Brief an Bezirksvor­steherin Uschi Lichtenegg­er (Grüne) den Rücktritt Götschober­s. Die jüdische Gemeinde sei „schockiert“, dass gerade im zweiten Bezirk, in dem ein Großteil des traditione­llen Judentums wohne, ein Bezirkspol­itiker aktiv ist, der mit neonazisti­schem Gedankengu­t in Verbindung gebracht wird. Lichtenegg­er schloss sich der Forderung nach einem Rücktritt an. (van)

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