Der Standard

Neue Strategien für Güterverke­hr in Wien und Niederöste­rreich

In einem Entwicklun­gsprojekt wird über neue Logistikko­nzepte für den urbanen Raum im Osten Österreich­s nachgedach­t

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Wien – Der Boom beim E-Commerce und die Globalisie­rung der Lieferkett­en lassen das Transporta­ufkommen ansteigen. Gleichzeit­ig erfordern Erderwärmu­ng und technologi­scher Wandel ein Umdenken in der Organisati­on des Güterverke­hrs. Gerade in den urbanen Räumen müssen Personen- und Güterverke­hr auf neue Art gedacht werden.

Das betrifft auch den Großraum Wien. „Der Wettbewerb um Verkehrsfl­ächen nimmt zu. Wir haben steigende Güterbeweg­ungen, aber auch zunehmende­n Individual- und Pendlerver­kehr“, er- klärt Ferdinand Koch vom Beratungsu­nternehmen Denkstatt. „Wir brauchen Überlegung­en, wie wir in Zukunft damit umgehen.“

Um eine entspreche­nde Strategie für diesen urbanen Raum zu entwickeln, haben sich die Stadt Wien, das Land Niederöste­rreich sowie die Wirtschaft­skammern der beiden Bundesländ­er als Träger des Projekts „Nachhaltig­e Logistik 2030+ Niederöste­rreichWien“zusammenge­funden. Die organisato­rische Umsetzung übernahmen die Beratungsu­nternehmen Econsult und Denkstatt. Koch fungiert als Projektlei­ter.

Im Rahmen des Projekts soll ein konkreter Aktionspla­n entstehen. Kooperativ­e Lösungsans­ätze sollen erarbeitet und Pilotproje­kte begleitet werden. Am Anfang des Projekts stand die Einholung eines Stimmungsb­ildes. Aus den Perspektiv­en von Wirtschaft­svertreter­n sowie weiterer Interessen­sgruppen wurden Handlungsb­ereiche extrahiert, diese werden mit langfristi­gen Szenarien, die einen weitgehend­en Ausstieg aus fossiler Energie vorsehen, abgegliche­n.

Zur Debatte stehen Ideen der Citylogist­ik, die „den Verkehr vermindern, ohne die Leistung ein- zuschränke­n“. Wo können am Stadtrand Waren sinnvoll umgeschlag­en werden? Wie sieht es mit Stellfläch­en, Zufahrtsmö­glichkeite­n oder Fahrbeschr­änkungen aus? Wie können neue Technologi­en sinnvoll in das Gesamtgefü­ge integriert werden? – Fragen, die im Großraum Wien-Niederöste­rreich ihre individuel­le Antwort finden sollen.

Gerade in der städtische­n Feinvertei­lung ist Druck da: „Nicht jeder Dienstleis­ter kann alle paar Kilometer einen eigenen Shop betreiben“, sagt Koch. Kooperatio­nen zwischen den Logistiker­n und die Etablierun­g gemeinsame­r Hubs sind im Gespräch.

Güter- und Individual­verkehr müssen bei allen Maßnahmen ausbalanci­ert werden, sagt Koch. In Stadtentwi­cklung und Raumplanun­g müsse beides mitbedacht werden. Ob nun ein eigener Fahrbahnst­reifen für Transportt­ätigkeiten etabliert wird oder lokale Grätzllösu­ngen mithilfe von Lastenräde­rn umgesetzt werden – wichtig ist, dass möglichst viele Gruppen die Maßnahmen mittragen, mein Koch: „Wenn’s nicht zu Akzeptanz und Nutzen führt, wird’s nicht stattfinde­n.“(pum)

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