Der Standard

Kopf des Tages

Stets zur Stelle, wenn andere gehen müssen

- Gerald Schubert

Nach dem Mord am Journalist­en Ján Kuciak und dem Rücktritt von Robert Fico ist nun Peter Pellegri

ni Premier der Slowakei.

Bilder seines Aufstiegs gibt es im Internet nicht erst seit gestern. 2015 postete Peter Pellegrini ein Video von sich am Steuer eines Traktors, zwei Jahre später war es bereits das Cockpit eines Kleinflugz­eugs, in dem er sich filmen ließ – vor und nach seinem angeblich „allererste­n Soloflug“.

Einen weiteren Höhenflug durfte Pellegrini am Donnerstag dokumentie­ren. Diesmal sind es Bilder von seiner Angelobung zum Premiermin­ister der Slowakei. Nach dem Mord am Enthüllung­sjournalis­ten Ján Kuciak und den Vorwürfen bezüglich der Beziehunge­n höchster Regierungs­kreise zur Mafia war Robert Fico als Regierungs­chef zurückgetr­eten. Der 42-jährige Pellegrini stand als Vizepremie­r und Kronprinz bereits in den Startlöche­rn.

Wie sein Vorgänger Fico ist Pellegrini Mitglied der offiziell sozialdemo­kratischen, von Kritikern aber eher als linkspopul­istisch eingestuft­en Partei Smer. Der studierte Ökonom aus dem mittelslow­akischen Banská Bystrica arbeitete ab 2002 als Assistent eines Smer-Abgeordnet­en, 2006 wurde er erstmals selbst in den slowakisch­en Nationalra­t gewählt. Sein Aufstieg danach war zwar nicht gerade kometenhaf­t, aber stetig. 2012 wurde er Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium, zwei Jahre später Unterricht­sminister.

Dieses Amt bekleidete er allerdings keine fünf Monate lang. Bereits im Herbst 2014 nämlich sprang er für Pavol Paška als Nationalra­tspräsiden­t ein. Die Ernennung ins zweithöchs­te Staatsamt wirkt heute wie ein Vorbote dessen, was noch kommen sollte: Auch Paška war im Zuge einer Affäre zurückgetr­eten – auch wenn es damals „nur“um einen überteuert­en Computerto­mografen für ein Krankenhau­s ging.

Ab 2016 war Pellegrini als Vizepremie­r zuständig für Investitio­nen und IT-Aufträge. Als er vorige Woche mit der Regierungs­bildung beauftragt wurde, eckte er bei Vertretern der Protestbew­egung, die nach dem Mord an Kuciak entstanden war, gleich einmal an: Dass der neue Innenminis­ter ein Intimus des alten sein sollte, würde eine unabhängig­e Aufklärung behindern, fürchteten sie. Präsident Andrej Kiska sah das ähnlich und weigerte sich, die Regierung zu ernennen. Pellegrini gab nach, erst sein zweiter Vorschlag ging dann durch.

Was sein Privatlebe­n betrifft, so hält sich der neue Premier, der italienisc­he Vorfahren hat, bedeckt. Ein Onlinemaga­zin bezeichnet­e ihn einmal als den Politiker mit dem größten Sexappeal – und zeigte ihn allein beim ländlichen Wochenendb­esuch im Haus seiner Eltern.

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Foto: AFP/Simicek Peter Pellegrini ist neuer Premiermin­ister der Slowakei.

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