Der Standard

Berlin verdrängt Autos und schafft 60 neue Fahrradweg­e

Rot-roter Senat greift Forderung der Fahrradlob­by nach sicheren Abschnitte­n auf – Opposition kritisiert Wegfall von Kfz- Spuren

- Birgit Baumann aus Berlin

Es wird grün, sicherer und deutlich luxuriöser als jetzt – und zwar aus Sicht der Radfahrer. Noch heuer soll an der Berliner Hasenheide in Neukölln der erste froschfarb­ene Radweg entstehen. Er wird grün sein, zwei Meter breit, und zum Schutz der Radfahrer trennen rot-weiße Poller die Radler von den Autofahrer­n. Diese haben Pech: Sie verlieren Platz. Nach und nach, so der Plan, wird es dann in ganz Berlin so aussehen. Denn der rot-rot-grüne Senat will Vorreiter sein. Berlin soll eine echte Fahrradmet­ropole werden.

Grund genug dafür gibt es: In der deutschen Hauptstadt steigen in der wärmeren Jahreszeit täglich 500.000 Menschen auf das Rad. Auf 1000 Einwohner kommen 324 Pkws und 721 Fahrräder.

Der Kampf um den Platz auf dem Asphalt ist mitunter hart, doch der Senat hat entschiede­n, sich stärker auf die Seite der Radfahrer zu schlagen, für mehr Platz und auch mehr Sicherheit zu sorgen. Auch dafür gibt es gute Gründe: Die Stadt gilt als fahrradunf­reundlich, bei einer Umfrage des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs (ADFC) wünschten sich 76 Prozent der Radfahrer räumliche Trennung vom Autoverkeh­r.

105.000 Unterschri­ften

Auch die Initiative „Volksentsc­heid Fahrrad“sammelte dafür 105.000 Unterschri­ften.

Nun bekommt Berlin als erste deutsche Stadt ein Mobilitäts- gesetz. Dafür nahm der Senat auch Geld in die Hand. 200 Millionen Euro sind bis 2020 für den Ausbau der Radinfrast­ruktur vorgesehen.

Das lobten sogar die Initiatore­n des Volksentsc­heids: „Der Entwurf des Mobilitäts­gesetzes ist inhaltlich gut.“Und man rechnet vor, wie sehr sich die Ausgaben für Radfahrer erhöhen. Früher waren es pro Jahr 3,40 Euro, nun sind es 15 bis 20 Euro.

Mehr Radwege und Radstreife­n soll es entlang der Hauptstraß­en geben. Im Endausbau werden sie alle grün sein, die Kreuzungen sollen rot eingefärbt werden, um sie als Gefahrenpu­nkt besser sichtbar zu machen. Zudem sind bis 2025 100.000 neue Stellplätz­e geplant.

Kritik kommt von der Opposition (CDU, FDP, AfD). Sie kritisiert, dass Kfz-Spuren und Parkplätze wegfallen werden. CDUVerkehr­ssprecher Oliver Friederici sieht eine „ideologisc­he Bevormundu­ng“und wirft dem Senat vor, dass ihm hingegen jene 42 Prozent Berliner, die täglich das Auto nutzen, „egal“seien.

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