Nationalstadion: Bund verhandelt mit Wien im April
In die Debatte um den Neubau einer Arena am Standort Happel-Stadion, den Sportminister und ÖFB wünschen, kommt Bewegung. Wiens Sportstadtrat sieht aber „keinen Hinweis“, dass der Denkmalschutz des Happel-Ovals aufgehoben wird.
Wien – Die Debatte um den möglichen Neubau eines Fußballnationalstadions in Wien wird von den politisch Verantwortlichen in Bund und Stadt seit Jahren aufgeschoben. Seit Juni 2017 liegt zudem eine Machbarkeitsstudie vor, die laut dem ehemaligen Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) einen Neubau nahelegt. Seither ist – auch aufgrund der neuen Bundesregierung und des bevorstehenden Wechsels des Bürgermeisters in Wien – nichts passiert.
Langsam kommt aber wieder Bewegung in die Causa. Der neue Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) kündigte in einer Stellungnahme an den STANDARD an, dass es im April zu einem ersten, bereits festgesetzten Treffen seines Kabinetts mit dem zuständigen Wiener Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny kommen werde. Strache tritt vehement für einen Stadionneubau anstelle des in die Jahre gekommenen, denk- malgeschützten Happel-Stadions im Prater ein. „Das Happel-Stadion gehört niedergerissen“, hatte Strache Anfang des Jahres unmissverständlich gesagt.
Beim Gespräch mit Mailath-Pokorny soll besprochen werden, „ob das Stadion zur Gänze oder nur bestimmte Teile davon zu Recht unter Denkmalschutz“stehen. Denn laut Strache wurde nur eine vorläufige Unterschutzstellung angeordnet. Das bedeute, dass eine Zerstörung sowie jede Veränderung einer Bewilligung des Bundesdenkmalamts bedarf. Eine abschließende Beurteilung, ob das Happel-Stadion unter Denkmalschutz steht oder zu stehen hat, sei aber „bis dato nicht erfolgt“oder dem Kabinett zumindest nicht bekannt.
Beim Termin zwischen Strache und Mailath-Pokorny dürfte es jedenfalls heiß hergehen. Denn laut dem Wiener Sportstadtrat gibt es in Sachen Denkmalschutz „keinen Hinweis, dass er im konkreten Fall aufgehoben wird“, wie das Büro Mailath-Pokorny in einer Stellungnahme an den STANDARD schrieb. Einem von Strache gewünschten Abriss des Stadions „steht der Denkmalschutz entgegen, auf den die Stadt Wien keinen Einfluss hat“. Die Stadt ist Eigentümer des Happel-Stadions.
Abriss „denkunmöglich“
Seitens des Bundesdenkmalamts hatte im Juni 2017 Landeskonservator Friedrich Dahn gesagt, dass ein Abriss des Stadions „denkunmöglich“sei. Ein Neubau müsste an einem anderen Standort gebaut werden. „Natürlich müssen wir uns Gedanken machen, ob es Alternativen gibt“, sagt Strache. „Den Standort des jetzigen Stadions halte ich aber für den derzeit besten.“
Ähnlich sieht das der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB). Ein Neubau am Standort HappelStadion „hat für uns absolute Priorität“, sagte Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH. In Sachen Nationalstadion seien in der Machbarkeitsstudie allerdings mehrere Varianten ausgearbeitet worden. Mit dem künftigen Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) habe es noch keine Gespräche gegeben. An den Kosten für einen möglichen Neubau könne der ÖFB nur einen symbolischen Beitrag leisten, die grundsätzliche Finanzierung müsse laut Neuhold „die Politik abklären“.
Für Mailath-Pokorny gibt es noch genug Klärungsbedarf. So müssten die Erkenntnisse aus der seit Juni 2017 vorliegenden Machbarkeitsstudie auch noch „um solche eines möglichen Standortes, der Nachnutzung und der notwendigen Infrastruktur“ergänzt werden, hieß es aus seinem Büro. Dabei hätten die Details bereits bis Herbst 2017 geklärt sein sollen.
Stadion nicht mehr geeignet
Einer erneuten Sanierung des Happel-Stadions, ebenfalls eine mögliche Option, steht der ÖFB sehr kritisch gegenüber. Vor der EURO 2008 wurden rund 35 Millionen Euro in das Stadion gesteckt. Für Fußballgroßereignisse oder Europacup-Endspiele ist das Stadion im aktuellen Zustand aber nicht mehr tauglich.
Der künftige Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Ludwig hat sich noch nicht der Stadioncausa gewidmet. Die Stadt verfolge aber das Projekt einer mehrfach nutzbaren Halle für Sport und Kultur. Diese sei für jene Vereine gedacht, „die nicht immer so im Fokus stehen“.