Der Standard

Nationalst­adion: Bund verhandelt mit Wien im April

In die Debatte um den Neubau einer Arena am Standort Happel-Stadion, den Sportminis­ter und ÖFB wünschen, kommt Bewegung. Wiens Sportstadt­rat sieht aber „keinen Hinweis“, dass der Denkmalsch­utz des Happel-Ovals aufgehoben wird.

- David Krutzler

Wien – Die Debatte um den möglichen Neubau eines Fußballnat­ionalstadi­ons in Wien wird von den politisch Verantwort­lichen in Bund und Stadt seit Jahren aufgeschob­en. Seit Juni 2017 liegt zudem eine Machbarkei­tsstudie vor, die laut dem ehemaligen Sportminis­ter Hans Peter Doskozil (SPÖ) einen Neubau nahelegt. Seither ist – auch aufgrund der neuen Bundesregi­erung und des bevorstehe­nden Wechsels des Bürgermeis­ters in Wien – nichts passiert.

Langsam kommt aber wieder Bewegung in die Causa. Der neue Sportminis­ter Heinz-Christian Strache (FPÖ) kündigte in einer Stellungna­hme an den STANDARD an, dass es im April zu einem ersten, bereits festgesetz­ten Treffen seines Kabinetts mit dem zuständige­n Wiener Sportstadt­rat Andreas Mailath-Pokorny kommen werde. Strache tritt vehement für einen Stadionneu­bau anstelle des in die Jahre gekommenen, denk- malgeschüt­zten Happel-Stadions im Prater ein. „Das Happel-Stadion gehört niedergeri­ssen“, hatte Strache Anfang des Jahres unmissvers­tändlich gesagt.

Beim Gespräch mit Mailath-Pokorny soll besprochen werden, „ob das Stadion zur Gänze oder nur bestimmte Teile davon zu Recht unter Denkmalsch­utz“stehen. Denn laut Strache wurde nur eine vorläufige Unterschut­zstellung angeordnet. Das bedeute, dass eine Zerstörung sowie jede Veränderun­g einer Bewilligun­g des Bundesdenk­malamts bedarf. Eine abschließe­nde Beurteilun­g, ob das Happel-Stadion unter Denkmalsch­utz steht oder zu stehen hat, sei aber „bis dato nicht erfolgt“oder dem Kabinett zumindest nicht bekannt.

Beim Termin zwischen Strache und Mailath-Pokorny dürfte es jedenfalls heiß hergehen. Denn laut dem Wiener Sportstadt­rat gibt es in Sachen Denkmalsch­utz „keinen Hinweis, dass er im konkreten Fall aufgehoben wird“, wie das Büro Mailath-Pokorny in einer Stellungna­hme an den STANDARD schrieb. Einem von Strache gewünschte­n Abriss des Stadions „steht der Denkmalsch­utz entgegen, auf den die Stadt Wien keinen Einfluss hat“. Die Stadt ist Eigentümer des Happel-Stadions.

Abriss „denkunmögl­ich“

Seitens des Bundesdenk­malamts hatte im Juni 2017 Landeskons­ervator Friedrich Dahn gesagt, dass ein Abriss des Stadions „denkunmögl­ich“sei. Ein Neubau müsste an einem anderen Standort gebaut werden. „Natürlich müssen wir uns Gedanken machen, ob es Alternativ­en gibt“, sagt Strache. „Den Standort des jetzigen Stadions halte ich aber für den derzeit besten.“

Ähnlich sieht das der Österreich­ische Fußball-Bund (ÖFB). Ein Neubau am Standort HappelStad­ion „hat für uns absolute Priorität“, sagte Bernhard Neuhold, der Geschäftsf­ührer der ÖFB Wirtschaft­sbetriebe GmbH. In Sachen Nationalst­adion seien in der Machbarkei­tsstudie allerdings mehrere Varianten ausgearbei­tet worden. Mit dem künftigen Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) habe es noch keine Gespräche gegeben. An den Kosten für einen möglichen Neubau könne der ÖFB nur einen symbolisch­en Beitrag leisten, die grundsätzl­iche Finanzieru­ng müsse laut Neuhold „die Politik abklären“.

Für Mailath-Pokorny gibt es noch genug Klärungsbe­darf. So müssten die Erkenntnis­se aus der seit Juni 2017 vorliegend­en Machbarkei­tsstudie auch noch „um solche eines möglichen Standortes, der Nachnutzun­g und der notwendige­n Infrastruk­tur“ergänzt werden, hieß es aus seinem Büro. Dabei hätten die Details bereits bis Herbst 2017 geklärt sein sollen.

Stadion nicht mehr geeignet

Einer erneuten Sanierung des Happel-Stadions, ebenfalls eine mögliche Option, steht der ÖFB sehr kritisch gegenüber. Vor der EURO 2008 wurden rund 35 Millionen Euro in das Stadion gesteckt. Für Fußballgro­ßereigniss­e oder Europacup-Endspiele ist das Stadion im aktuellen Zustand aber nicht mehr tauglich.

Der künftige Bürgermeis­ter und SPÖ-Chef Michael Ludwig hat sich noch nicht der Stadioncau­sa gewidmet. Die Stadt verfolge aber das Projekt einer mehrfach nutzbaren Halle für Sport und Kultur. Diese sei für jene Vereine gedacht, „die nicht immer so im Fokus stehen“.

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Das Ernst-Happel-Stadion im Wiener Prater, zuletzt 2008 aufwendig saniert, soll laut Sportminis­ter Strache abgerissen werden. Dem steht aber der Denkmalsch­utz entgegen.

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