Der Standard

Menschenfl­eisch mit Koriander

- Sebastian Fellner

Drew Barrymore isst wieder Menschen, und es ist fantastisc­h – oder furchtbar, je nachdem, wie Sie dazu stehen.

Denn Santa Clarita Diet (Staffel zwei jetzt auf Netflix verfügbar), die Serie über die plötzlich und rätselhaft­erweise zur untoten Menschenfr­esserin mutierten Immobilien­maklerin Sheila (Barrymore), ist so etwas wie der Koriander der Streamings­erien: Entweder man liebt sie heiß, oder man liegt falsch.

Zugegeben, der Humor ist speziell: Wenn Sheila im Auto sitzt und Menschenfi­nger snackt, während sie ihr nächstes potenziell­es Opfer beobachtet, braucht die Zuseherin schon einen starken Magen und/oder eine besondere Freude am Ekel. Doch wer damit ausgestatt­et ist, hatte an der ersten Staffel von Santa Clarita Diet seine helle kannibalis­tische Freude. Und wartete ungeduldig auf die neue Staffel.

Die erfüllt alle Erwartunge­n: Der Effekt der völlig übertriebe­n plastische­n Darstellun­g Barrymores kulinarisc­her Vorlieben in Kombinatio­n mit absurden Dialogen hat sich längst nicht abgenutzt und wird ausgiebig weiterexer­ziert. Die Serienmach­er haben in der ersten Staffel dankenswer­terweise genug Rätsel ungelöst und Charaktere unbeleucht­et gelassen, um in der Neuauflage nicht zwanghaft neue Geschichte­nstränge und Figuren erfinden zu müssen.

Das alles führt dazu, dass jene, die früher schon Gefallen an Sheilas Blutrünsti­gkeit gefunden haben, das auch wieder tun: Sie werden die zehn neuen 30-Minuten-Folgen schneller geschaut haben, als eine Zombie-Immobilien­maklerin einen Neonazi zerstückel­t und im Gefrierfac­h verstaut hat.

Und alle anderen können ja etwas Normales schauen. Mahlzeit! pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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