AMS-Budget weniger gestutzt
50 Millionen Euro mehr für Förderungen beschlossen
Wien – Die Kürzung beim Budget des Arbeitsmarktservice fällt um 50 Millionen Euro niedriger aus als von der Regierung Kurz geplant. Insgesamt ist das Förderbudget für 2018 damit um rund 500 Millionen niedriger als von der vorigen, rot-schwarzen Regierung budgetiert. Auch die Arbeitnehmervertreter stimmten zu, wo- mit der Beschluss im neunköpfigen AMS-Verwaltungsrat einstimmig getroffen wurde. AK-Vertreter bleiben aber bei ihrer Kritik am Auslaufen der Aktion 20.000 und den Einsparungen beim Integrationsjahr. Eine Diskussion über die AMS-Vorstände gab es nicht. (red)
Integration
So mancher ortet beim Arbeitsmarktservice (AMS) Reformbedarf. Darunter die Chefs Johannes Kopf und Herbert Buchinger. Doch was funktioniert, und wo hapert es? Wie erfolgreich ist Österreich etwa beim Thema Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt? Gibt es dafür einen internationalen Vergleichswert? Nein, sagt Thomas Liebig, Migrationsexperte bei der OECD. Die Datenlage sei dafür viel zu bruchstückhaft. Exakte Zahlen gäbe es derzeit nicht einmal für eine einzelne Gruppe wie etwa Syrer. Was er sagen kann: Die Bemühungen gehen in die richtige Richtung.
Innovation
Österreich zählt für Liebig zu jenen Ländern, die gerade nach der großen Migrationswelle im Jahr 2015 an das Thema Integration am Arbeitsmarkt innovativ herangegangen seien. Das Arbeitsmarktservice habe dafür auch die entsprechenden Instrumente entwickelt. Der Kompetenzcheck, den das AMS 2015 eingeführt hat, um die Qualifikationen der Zugewanderten zu erheben, gehört für Liebig etwa dazu. Wobei es aber ohnehin nicht darum gehen könne, Flüchtlinge so rasch wie möglich in den Arbeitsmarkt zu bringen. Vielmehr gelte es, sie nachhaltig zu qualifizieren.
Funktionalität
Wie gut funktioniert das AMS mit seinen fast 6000 Mitarbeitern in dem, was es tut? Laut dem sogenannten PES-Report der EU-Kommission (einem Vergleich von Europas Jobvermittlern) aus dem Jahr 2016 ist das AMS im EU-Vergleich effektiv. Zusammen mit Estland und Flandern liegt Österreich in der Spitzengruppe.
Strategie
Gut angekommen ist der Strategiewechsel des AMS im Jahr 2014 weg von den umstrittenen Aktivierungsmaßnahmen wie Bewerbungstrainings hin zu nachhaltigeren Qualifizierungsmaßnahmen. Auch andere Länder wie Schweden und Deutschland etwa haben damals Fördermittel für Trainings kräftig reduziert.
Kundennähe
Mit seinen über 100 Regionalstellen ist das AMS nahe am Kunden, merken Experten wohlwollend an. 80 Prozent der Arbeitslosen kontaktieren es laut OECD-Outlook aus dem Jahr 2015, der Durchschnitt liegt bei nur zwei Drittel. Bei der Vermittlung von Jobs durch die Berater liegt das AMS etwas unter dem Schnitt.
Langsame Reaktion
Viele Köche versalzen die Suppe. Das hört man nicht nur in Umschulungen zum Gastronomen, das trifft auch auf das Arbeitsmarktservice selbst zu. Dass neben der Regierung auch die Kammern, die Gewerkschaft und Industrievertreter im Verwaltungsrat sitzen und zusammen entscheiden, kritisierte der Rechnungshof (RH) in seinem jüngsten Bericht. Das AMS ist wie ein vielköpfiger Behemoth, der nicht schnell genug auf „sich rasch verändernde Herausforderungen“reagiert. Die Prüfer empfehlen dem Bund, wieder das Ruder im Verwaltungsrat zu übernehmen.
Brückenfunktion
Unternehmen klagen oft über ungeeignete Bewerber, die das AMS schickt. Das AMS wünscht sich hingegen mehr Feedback von Firmen, auch für Sanktionen. Die Bereiche beim AMS für Arbeitgeber und Jobsucher agieren getrennt. „Große Erfolge“hatte die Schweiz, nachdem die Arbeitslosenbetreuer in direkten Kontakt zu Firmen traten, schreibt die OECD. Aber Vorsicht: Das System braucht entsprechende Ressourcen. Ansonsten kann passieren, dass Mitarbeiter zu wenig Zeit für Arbeitslose haben, weil Unternehmen „häufig“betreuungsintensiver seien.
Töpferlwirtschaft
Moderne Managementideen, die nach der Ausgliederung im AMS Fuß fassten, wurden langsam wieder abgetragen. Fördermittel für bestimmte Zielgruppen, von Älteren bis niedrig Qualifizierten, sind budgetär starr festgelegt, kritisieren Experten. Dadurch ist es schwer geworden, auf regionale Unterschiede einzugehen.
Asylwerber
AMS-Co-Chef Johannes Kopf hat sich geärgert, als weniger Flüchtlinge als erwartet zu ihm kamen. Die Betroffenen hängen zu lange in der Grundversorgung fest. Von Kompetenzcheck bis zur Lehrstelle – das AMS darf erst aktiv werden, wenn das Asylverfahren positiv abgeschlossen ist. Dabei geht wertvolle Zeit verloren.
Digitalisierung
Mit einer Jobplattform im Jahr 2000 war das AMS ein Pionier. Der Erfolg blieb jedoch aus. Eine neue, 35 Millionen Euro teure Software samt automatischer Zuordnung von Stellen mit Kunden erlebte eine Pannenserie. Der RH kritisiert auch, dass es keinen Plan danach für das vom Algorithmus freigespielte Personal gibt.