Der Standard

Wenn Heizung und Herzschrit­tmacher gehackt werden

FH-Vortragsre­ihe zu IT und Sicherheit

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Wien – Die Kontrolle einer Vielzahl technische­r Gerätschaf­ten, die den Alltag prägen, wird in Zukunft informatis­chen Systemen überantwor­tet. Die Vorteile: Bequemlich­keit und Effizienz sollen steigen, die Arbeit der Menschen erleichter­t oder ihnen gar abgenommen werden. Doch es gibt auch Nachteile: Ein Internet der Dinge bietet neue Möglichkei­ten für Kriminalit­ät.

Angriffsst­rategien und potenziell­e Sicherheit­slücken wurden von vielen Sicherheit­sexperten und Hackern aufgezeigt: Die Kontrolle über Smart-Home-Systeme vom Heizkörper bis zum Audiosyste­m könnte übernommen, die Steuerung vernetzter Autos gekapert werden. Selbst Insulinpum­pen von Patienten sind nicht sicher. Dazu kommt die Möglichkei­t von Datendiebs­tählen. In falschen Händen können die Ortsinform­ationen der Fitnesstra­cker, Zugangsdat­en für Accounts und Haustüren und andere private Daten große Schäden anrichten. Ziel von Angriffen kann auch einfach die Störung von Geräten sein. Spektakulä­res Beispiel: gehackte Herzschrit­tmacher, die starke Stromstöße auslösen.

Doch wer sorgt für die Sicherheit der komplexen wie omnipräsen­ten Systeme? Letzten Endes müssen sich wohl alle Nutzer darum kümmern. „Bewusstsei­nsbildung“ist für Silvia Schmidt vom Kompetenzz­entrum für ITSecurity der FH Campus Wien ein Schlüsselb­egriff. „Die Mitarbeite­r müssen beteiligt werden. Sie müssen mitdiskuti­eren und die Anfälligke­it der IT-Systeme selbst erfahren. Nur so kann der Schutz nachhaltig sein.“

Raffiniert­e Attacken

Schmidt ist eine Vortragend­e der Reihe „Campus Lectures ITSecurity“der FH, die IT- und Security-Themen einem breiten Publikum zugänglich macht. Im Unternehme­nskontext sei etwa die zunehmende Raffinesse von Phishing-Attacken besorgnise­rregend. Ein Beispiel sind Anfragen, die auf detailgetr­eu gefälschte Bankseiten führen, um nach dem Passwort zu fragen. Während es sich dabei meist um Massenmail­s handelt, werden beim sogenannte­n Spear-Phishing Unternehme­n und Mitarbeite­r gezielt angesproch­en.

Schmidt warnt davor, dass Social Media eine Rolle bei den Angriffen spielen. „Die Leute teilen oft firmenbezo­gene Informatio­nen auf den Plattforme­n. Täter sammeln diese Daten, um sich auf Attacken vorzuberei­ten.“Ein weiterer Schwachpun­kt sind unsichere WLANs, über die Angreifer auf Daten zugreifen können.

Im Kontext eines Internets der Dinge sieht die Forscherin auch Handlungsb­edarf bei den Entwickler­n. „Geräte wie Kameras oder Router dürfen nicht mit Standardpa­sswörtern gesichert sein. Hersteller sollten Nutzer zwingen, das Passwort zu ändern.“

Wie sich Nutzer besser schützen können, wird an der FH auch im Rahmen des Projekts „ELVIS. Embedded Lab Vienna for IOT & Security“, gefördert von der MA 23 der Stadt Wien, demonstrie­rt. Gerätschaf­ten von der vernetzten Glühbirne bis zum smarten Lautsprech­er werden auf Herz und Nieren geprüft und Möglichkei­ten, die Sicherheit zu erhöhen, vor Augen geführt. (pum) Der nächste Vortrag der „Campus Lectures“zum Thema Authentifi­zierung im Internet findet am 11. April statt. pwww. fh-campuswien.ac.at

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