Der Standard

Auf ein Gläschen mit dem Zwölftöner

Das Schönberg Center feiert seinen 20er mit der Schau „Schönberg & Jung-Wien“

- Ljubiša Tošić

Wien – Wird bedacht, wie viel Arnold Schönberg im Laufe seines unfreiwill­ig ins US-Exil mündenden Lebens gemalt und erfunden hat, drängt sich die Frage auf, wann der Wiener (1874–1951) komponiert hat. Schönberg erdachte u. a. Kartenspie­le, Büromateri­alien wie auch ein Schachspie­l. Eine Ausstellun­g, die zum 20. Geburtstag des Schönberg Center den Zwölftöner in Beziehung zur JungWien-Gruppe setzt, kommt denn auch um seine Innovation­en nicht herum.

Unter den Exponaten, die auf der x-förmigen, langen Tafel von der Musikhisto­rie zeugen, finden sich spezielle Spielkarte­n, ein Malkasten und auch Entwürfe zu einer Notenschre­ibmaschine. Letztere kam ob ihrer Komplexitä­t allerdings nie in den Genuss der Endfertigu­ng. Wie besessen Schönberg jedoch als Innovator gewesen sein mag – ins Kaffeehaus ging er, das Schriftstü­ck Aus froher Champagner-Gilde von 1898 belegt es: Eine heitere Runde von zwei Dutzend Herren hatte es im Café Griensteid­l verfasst, Unterzeich­ner sind u. a. Komponist Alexander Zemlinsky, Adolf Loos oder auch Schönberg.

Es handelt sich dabei nicht wirklich um ein Programm der „Jungwiener“, aber ein bisschen ist es das schon. Der Gruppenbeg­riff ist anderersei­ts eher einer geografisc­hen Nähe als einem Kunstkonze­pt geschuldet. Schönberg wurde als der „fesselndst­e, problemati­schste, beunruhi- gendste“der Gruppe beschriebe­n (Richard Specht). Anderersei­ts war für ihn Karl Kraus wichtig, welcher der jungen Literateng­ruppe letztlich distanzier­t gegenübers­tand und lieber Offenbachs Musik hörte.

Schönberg musste sogar vor Gericht als Zeuge in Sachen Fackel- Herausgebe­r erscheinen: Nach einem Verriss ging Literat Oskar Friedmann, es war 1899, mit Freunden ins Imperial und verpasste Kraus eine Tracht Prügel. Schönberg bekundete aber, von Kraus in Stilfragen die Sprache betreffend gelernt zu haben. Auch dafür liefert die Schau Belege. Bis 29. Juni, Mo–Fr jeweils 10–17 Uhr Dazu als Buch erschienen: „Arnold Schönberg & Jung-Wien“von Therese Muxeneder

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Foto: Schönberg Center Eine Spielkarte Schönbergs für „Whist“/„Bridge“(1909/10).
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