Kopf des Tages
Die Firma Palantir des bekennenden Trump-Fans Peter Thiel soll mit Cambridge Analytica zusammengearbeitet – und Zugang zu dessen Facebook-Daten gehabt haben. Palantir spricht von „privater Funktion“.
Die Firma Palantir von Trump-Fan Peter Thiel arbeitete mit Cambridge Analytica, die in den FacebookDatenskandal verwickelt ist, zusammen.
New York / London / Wien – Bei der Suche nach Wegen, an die Daten von Facebook-Nutzern zu kommen, soll Cambridge Analytica von einem bekannten Unternehmen aus der kalifornischen Techszene unterstützt worden sein: Palantir, die Firma von FacebookAufsichtsrat Peter Thiel. Ein Mitarbeiter des Dienstleisters soll die Idee aufgebracht haben, mit einer eigenen App die Daten von Usern und ihren Freunden abzugreifen. Das geht aus Dokumenten hervor, die der New York Times vorliegen.
Die Verbindung zwischen den Unternehmen hatte zuvor der Whistleblower Christopher Wylie in einer Anhörung in Großbritannien offengelegt. „Es gab SeniorMitarbeiter bei Palantir, die mit Facebook-Daten gearbeitet haben“, sagte der Mitbegründer von Cambridge Analytica vor einem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments. Gemeinsam arbeiteten sie in den Büros von Cambridge Analytica „an den Daten“, auch Besuche der Cambridge-Mitarbeiter bei Palantir habe es gegeben.
Palantir ist übrigens jenes Unternehmen, bei dem die frühere SPÖBundesgeschäftsführerin Laura Rudas nach ihrem Abschied von der Politik 2015 angedockt hat.
Hintergrund der Aufregung ist der Datenskandal um Facebook: Der IT-Fachmann Aleksandr Kogan aus Cambridge hatte 2014 ein Quiz programmiert, das er auf Facebook spielen ließ. 270.000 Nutzer machten mit. Sie hatten damit zugestimmt, dass die QuizApp ihre persönlichen Profile kopiert und speichert sowie die von ihren Facebook-Freunden. Kogan gab die Daten von schätzungsweise 50 Millionen Nutzern ohne deren Einverständnis und Wissen an Cambridge Analytica weiter.
Cambridge Analytica steht im Verdacht, die US-Präsidentschaftswahl zugunsten des Wahlsiegers Donald Trump beeinflusst zu haben, indem es bestimmte Postings gezielt in die Timelines von Nutzern steuerte.
Zustande gekommen sein soll die Zusammenarbeit über Sophie Schmidt, Tochter des damaligen Google-Chefs Eric Schmidt. Sie war Praktikantin der SLC-Gruppe, einer britischen IntelligenceFirma, bei der Wylie, der Whistleblower, 2013 beschäftigt war. Die SLC Gruppe hat später gemeinsam mit dem Milliardär und TrumpUnterstützer Robert Mercer wiederum Cambridge Analytica gegründet. Sophie Schmidt soll SLC dazu gedrängt haben, mit Palantir zusammenzuarbeiten, wie aus E-Mails hervorgeht.
Palantir wies den Vorwurf zurück, an dem Vorfall beteiligt zu sein. In einer ersten Stellungnahme hieß es, das Unternehmen habe „niemals eine Geschäftsbeziehung zu Cambridge Analytica gehabt, noch mit Daten von Cam- bridge Analytica gearbeitet“. Als die New York Times jetzt über den von Whistleblower Wylie genannten Palantir-Mitarbeiter berichtete, präzisierte Palantir seine Darstellung: Der Mitarbeiter sei nicht im Auftrag des Unternehmens bei Cambridge Analytica tätig geworden, sondern in den Jahren 2013 und 2014 „in privater Funktion“.
Wylie weiß von mehreren Mitarbeitern. Eine Palantir-Sprecherin bestätigte der New York Times, dass es zudem Überlegungen zu einer offiziellen Zusammenarbeit gegeben habe, sie aber nicht zustande gekommen sei, weil Führungskräfte nicht in den Wahlkampf mit hineingezogen werden wollten. Auch Wylie sagt, dass es keinen offiziellen Vertrag gab.
Facebook unter Druck
Der gebürtige Deutsche Peter Thiel ist bekannt dafür, dass er die liberale Haltung des Silicon Valley nicht teilt. Im US-Wahlkampf 2016 war er der einzige bekannte Investor aus der Techszene, der Trump öffentlich unterstützte. Mehr als eine Million US-Dollar soll der Paypal-Gründer für die Kampagne des heutigen US-Präsidenten gespendet haben, wie Medien berichten. Damit hatte er sich Kritik eingehandelt – unter anderem von seinem Facebook-Aufsichtsratskollegen Reed Hastings.
Seit Auffliegen des Datenskandals steht Facebook unter Druck. Das Unternehmen bat Nutzer in ganzseitigen Zeitungsanzeigen in den USA, Großbritannien und Deutschland um Entschuldigung. CEO Mark Zuckerberg räumte das Fehlverhalten ein. US-Medien berichteten, Zuckerberg sei bereit, vor dem US-Kongress Stellung zu nehmen. (Reuters, dpa, red)