Der Standard

Privatbank auf dem Schreibtis­ch

Einfacher, transparen­ter und kostengüns­tiger soll Geldanlage werden – vorausgese­tzt, man ersetzt menschlich­e Berater durch Computer. Das machen sogenannte Robo-Advisors wie Scalable Capital, die Nummer zwei in Europa.

- Alexander Hahn

Wien – Keine Lust, wenig Zeit und mitunter auch nicht viel mehr Kenntnisse über Geldanlage – wo früher Bankberate­r die Lücken füllten, übernehmen nun immer öfter sogenannte Robo-Advisors die Veranlagun­g des Ersparten. Das sind im Grunde Computerpr­ogramme, die auf der Basis gewisser Kundenpräf­erenzen die Investitio­nen in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe übernehmen. „Wir machen digitale Geldanlage und managen für unsere Kunden Portfolios“, sagt Florian Prucker.

Der Tiroler ist einer von vier Gründern des in Deutschlan­d und Großbritan­nien zugelassen­en Vermögensv­erwalters Scalable Capital, der anders als herkömmlic­he Mitbewerbe­r einen RoboAdviso­r einsetzt. Auf Basis der Risikobere­itschaft des Kunden, laut Prucker das wichtigste Kriterium, werden die Aktien-, Anleihen- und Rohstoffqu­oten festgelegt und laufend angepasst. Schrillen bei einem täglichen Stresstest die Alarmglock­en, wird das betroffene Kundenport­folio umgeschich­tet.

Die Veranlagun­g erfolgt nicht über einzelne Wertpapier­e oder klassische Investment­fonds, sonder über kostengüns­tigere Indexprodu­kte, die in börsennoti­erter Ausführung auch Exchange Traded Fund (ETF) genannt werden. Diese bilden je einen Index für eine Anlageklas­se und Region ab – kombiniert man mehrere, kann man auf diese Weise leicht ein breit gestreutes Portfolio kreieren.

Dabei kommt auch eine der Dienstleis­tungen von Scalable ins Spiel, nämlich die ETF-Auswahl. Unter 2000 Produkten werden laut Prucker laufend die besten ausgewählt, die in die Kundendepo­ts wandern. „Wir haben eine klare Präferenz, physisch zu investiere­n.“Also bei jenen ETFs zuzugreife­n, die den jeweiligen Index durch tatsächlic­h gekaufte Aktien und Anleihen abbilden, statt auf synthetisc­he, die Derivatkon­strukte verwenden. „Die Kunden fühlen sich auch wohler damit“, sagt Prucker.

Ein weiteres Service für österreich­ische Kunden liegt in der Besteuerun­g. Da die Scalable-Depots bei der deutschen Baader Bank geführt werden, unterliege­n die Kapitalert­räge weder der deutschen Abgeltungs­steuer noch dem österreich­ischen KESt-Abzug. Für die Abrechnung im Rahmen der Einkommens­teuererklä­rung erhalten Kunden ein spezielles, auf österreich­isches Recht angepasste­s Steuerrepo­rting. „Damit können Kunden ohne eigene Berechnung­en die Besteuerun­g durchführe­n“, erklärt Prucker.

Unterm Strich soll die Geldanlage über Robo-Advisors einfacher, fairer, transparen­ter und kostengüns­tiger werden, erläutert Prucker: „Wir glauben, dass digitale die klassische Geldanlage verdrängen wird.“Wachstum erzielt seine Firma auch über Kooperatio­nen. Etwa in Deutschlan­d mit Siemens, wo Mitarbeite­r samt Fami- lien über das Intranet auf Scalable zugreifen und „eine Art private Vorsorge“verwalten können. Eine andere Partnersch­aft besteht mit der Onlinebank ING Diba, wo Kundengeld­er offiziell bei der Bank bleiben, aber von Scalable investiert werden. Insgesamt verwaltet die 2014 gegründete Firma laut Prucker mit fast 75 Mitarbeite­rn mehr als 600 Millionen Euro von 20.000 Kunden. „Das macht uns zur Nummer zwei unter den Robo-Advisors in Europa.“

 ??  ?? Der Kunde legt den groben Rahmen fest, die Details der Geldanlage regelt der Robo-Advisor.
Der Kunde legt den groben Rahmen fest, die Details der Geldanlage regelt der Robo-Advisor.

Newspapers in German

Newspapers from Austria