Der Standard

KOPF DES TAGES

Überwacher, IT- Gigant und Trump-Berater

- Sarah Emler

Hinter dem Namen „Palantir“steckt schon die Überwachun­g: Er ist abgeleitet von den „Sehenden Steinen“in J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe, deren Besitzer über weite Distanzen beobachten und kommunizie­ren können. Wenig verwunderl­ich erscheint daher die Aussage des Whistleblo­wers Christophe­r Wylie im britischen Parlament, dass die Firma Palantir eng mit dem umstritten­en Datenanaly­tiker Cambridge Analytica zusammenge­arbeitet hat. Dazu passt, dass der Mitbegründ­er Peter Thiel für die Wahlkampag­ne Donald Trumps 1,25 Millionen Dollar gespendet haben soll.

Der in Deutschlan­d geborene Thiel wuchs hauptsächl­ich in den USA auf. Er scheint sich wie Space-X-Gründer Elon Musk an vielen Firmen zu beteiligen. Vielleicht ist Thiel allerdings etwas weniger verträumt, dafür etwas düsterer. Gemeinsam mit Max Levchin gründeten Musk und er den Onlinebeza­hldienst Paypal. Geschäftsf­ührer war bis zum Verkauf an Ebay im Jahr 2002 Thiel. Gleichzeit­ig war er der erste externe Kapitalgeb­er Facebooks, heute sitzt er im Aufsichtsr­at des Internetko­nzerns. Neben Investitio­nen in den US-Cannabisma­rkt und in die Forschung zur Verhinderu­ng des Alterungsp­rozesses beim Menschen unterstütz­t er auch das Projekt Seasteadin­g, mit dem Siedlungen auf dem Meer angestrebt werden, die sich außerhalb von Nationalst­aaten befinden.

Zuletzt machte er auf sich aufmerksam, als er den Wrestler Hulk Hogan mit zehn Millionen Dollar Anwaltskos­ten unterstütz­te. Das Onlinemaga­zin Gawker hatte 2012 ein Sex-Tape des Sportlers gezeigt, Hogan verklagte es deshalb. Es wird vermutet, dass Thiel die finanziell­e Unterstütz­ung aus Rache anbot: 2007 outete ihn das Magazin als homosexuel­l. Damit scheint er kein Problem zu haben, nachdem er bei einer Rede meinte, er sei „stolz, schwul zu sein, stolz, ein Mitglied der Republikan­ischen Partei, und stolz, ein US-Amerikaner zu sein“.

Trotz Trumps abfälliger Aussagen gegenüber Homosexuel­len unterstütz­te er ihn, er galt inoffiziel­l anfangs als enger Wirtschaft­sberater. Thiel besitzt nicht nur die US-Staatsbürg­erschaft, sondern auch die deutsche und die neuseeländ­ische. Warum gerade letztere, ist nicht überliefer­t. Vielleicht liegt es auch an seinem Faible für Tolkiens Hobbit-Bücher. Als Kind habe er sie zehnmal gelesen und entnahm daraus den Namen der Firma, die mit ihrer Software die US-Regierung bei Geheimdien­sttätigkei­ten und Terrorbekä­mpfung unterstütz­t.

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Foto: AFP Peter Thiels Firma Palantir arbeitete mit Cambridge Analytica.

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