Der Standard

Vielleicht ist Strache fad

- Ljubiša Tošić

Verwirrend, das globale Geschehen. Nordkoreas Jungchef Kim Jong-un war erstmals auf Auslandsre­ise und winkte in Peking plötzlich bombenfrei freundlich. 007 wiederum wird wohl aus Putin-Land ausgewiese­n, nachdem russische Diplomaten Großbritan­nien und die USA verlassen mussten. Der Kreml zeigt sich dennoch offen für ein Treffen mit Donald Trump, dem es nicht ungelegen kommt. Verflossen­e Liebschaft­en erinnern ihn auf CNN an intime Zeiten. Nichts wie weg! Wahnsinn, diese TV-Bilder.

In all dies verworrene Weltgesche­hen platzt ein Jubiläum. Die Opposition begeht hierzuland­e hundert Tage Machtlosig­keit; die Regierung vice versa ebenso viele Mondaufgän­ge im Amt. Und eigentlich ist es zu früh für profunde Analysen, doch selbst Willkommen Österreich erliegt der bilanziere­nden Versuchung.

Der Wille zur Objektivit­ät ist zwar da: Stermann nennt, um Befürchtun­gen vorzubeuge­n, den Namen von Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer mehrmals. Auch bescheinig­t er Heinz-Christian Strache, im Amt des Vizekanzle­rs seriös und ruhig geworden zu sein. Unverständ­lich sind für Stermann und Grissemann natürlich die sinkenden Umfragewer­te der FPÖ. Ob sich etwa der „Familienbo­nus für Besserverd­ienende“(Stermann zeigt auf sich selbst!) negativ ausgewirkt hat, es blieb offen.

Immerhin, die Erklärung, die Theaterman­n Paulus Manker zur FPÖ-Lage brachte, war zumindest psychologi­sch interessan­t: Manker vermutet, Strache sei in seinen „zu engen Anzügen“fad im Amt. Er habe „alles erreicht“und wisse nun nicht, wohin mit den eingeübten Opposition­sreflexen. Plausibel. Echte Analysen brauchen allerdings wohl mehr als 100 Tage. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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