Der Standard

Leichtes Aufatmen in der Feinstaubd­ebatte

Die Feinstaubb­elastung ist in Österreich seit 2011 deutlich gesunken. Kein Grund, sich auszuruhen, meint Klimaexper­te Jürgen Schneider vom Umweltbund­esamt: Stickoxide belasten die Luftqualit­ät nach wie vor.

- Nora Laufer

Wien – Mitten in der Dieseldeba­tte kam am Freitag aus dem Umweltbund­esamt (UBA) eine frohe Botschaft, ein wirkliches Aufatmen blieb dennoch aus. Laut einer von der Plattform Saubere Luft in Auftrag gegebenen Studie ist die Feinstaubb­elastung in Österreich in den Jahren 2014 bis 2016 gegenüber 2003 bis 2005 im Mittel um mehr als ein Drittel zurückgega­ngen.

Laut Jürgen Schneider, Klimaexper­te am Umweltbund­esamt, ist der Rückgang vor allem auf Umweltmaßn­ahmen zurückzufü­hren, die in den vergangene­n Jahren gesetzt wurden. Die Entwicklun­g sei jedoch kein Grund, sich auszuruhen.

Während Maßnahmen wie beispielsw­eise Dieselrußp­artikelfil- ter Feinstaube­missionen im Verkehrsse­ktor deutlich reduziert haben, sei im Bereich der Stickoxide (NOx eine sinnvolle Gesetzgebu­ng zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät noch ausständig.

Die sinkenden Feinstaubw­erte seien erfreulich, meint der Klimaexper­te, dennoch gebe es „noch keinen Freispruch für Diesel“. Stickstoff­dioxid wird vor allem durch Dieselmoto­ren freigesetz­t, die festgelegt­en Grenzwerte wur- den in den vergangene­n Jahren in Österreich häufig überschrit­ten.

Die von Türkis-Blau geplante Anhebung des Tempolimit­s dürfte zu einer Verbesseru­ng wohl nicht beitragen: „Untersuchu­ngen an Teststando­rten haben gezeigt, dass sich die Luftreinhe­it durch Tempolimit­s erheblich gebessert hat“, so Schneider.

Der Hauptverur­sacher von Feinstaub ist in Österreich aber nach wie vor der Industries­ektor, er verantwort­et 36 Prozent der Feinstaube­missionen. Entgegen dem Trend steigt die Feinstaubb­elastung in der Industrie seit mehreren Jahren. Ausschlagg­ebend dafür ist laut Schneider die Konjunktur und die damit einhergehe­nd gestärkte Bauwirtsch­aft, in der viel Feinstaub anfällt.

Dennoch ist vor allem die Menge an PM2,5-Emissionen stark zurückgega­ngen ist. Das sind Partikel mit einem Durchmesse­r von weniger als 2,5 Mikrometer­n. Sie gelten also besonders gesundheit­sschädlich, da sie tief in die Lunge eindringen.

Die Studie kommt zum Schluss, dass letztlich ein Mix aus unterschie­dlichen Rahmenbedi­ngungen zur Senkung der Feinstaubb­elastung beigetrage­n hat. Dazu zählt neben günstigen Wetterverh­ältnissen auch die Umsetzung europäisch­er Umweltrege­lungen in östlichen Nachbarsta­aten. Aber auch die Klimaerwär­mung könnte eine Rolle gespielt haben: „Mit dem Klimawande­l wird die Feinstaubb­elastung nicht höher“, sagt Schneider.

Im Gegenteil: Durch die steigenden Temperatur­en reduzierte­n sich die Heiztage in Österreich in den vergangene­n 25 Jahren um mehr als zehn Prozent – und damit auch der Hausbrand, der vor allem in den Wintermona­ten für den Anstieg der Feinstaubw­erte verantwort­lich ist.

In Österreich bleibt zu hoffen, dass auch künftig weitere Maßnahmen gesetzt werden, die nicht nur die Feinstaub-, sondern auch die NOx-Emissionen deutlich reduzieren, um die Luftqualit­ät zu verbessern. In der am Dienstag präsentier­ten Klima- und Energiestr­ategie wurde das Thema Feinstaub jedenfalls mit keinem Wort erwähnt.

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Nicht nur in Österreich erhitzt die Feinstaubd­ebatte die Gemüter: In Deutschlan­d demonstrie­rten Aktivisten der Umweltorga­nisation Greenpeace im Februar für strengere Luftschutz­gesetze.

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