Der Standard

Die Reindustri­alisierung setzt ein in Österreich

die heimische industrie wächst wieder. vergangene­s jahr gab es mehr aufträge, beschäftig­te und lehrlinge. trotzdem bleiben die sorgen der branche bestehen: der handelsstr­eit aus den usa, die automatisi­erung und eine neue klimastrat­egie treiben die unterne

- Jakob Pallinger

Wien – Die Jahre der Stagnation und Schrumpfun­g scheinen für die österreich­ische Industrie vorerst vorbei zu sein. Erstmals seit vier Jahren verzeichne­te die Branche 2017 ein deutliches Produktion­swachstum von nominell 8,9 Prozent. Die größten Gewinner der Entwicklun­g: die Bergarbeit­er und Stahlprodu­zenten, die Mineralöli­ndustrie, der Bau, Gas- und Wärmeprodu­zenten und die NE-Metallindu­strie. Getragen wurde die Produktion von den Aufträgen aus dem Inland, die sich um rund 16 Prozent erhöhten. Aber auch Aufträge aus dem Ausland stiegen um neun Prozent.

Insgesamt stiegen die Exporte Österreich­s laut Statistik Austria um nominell 8,2 Prozent. Bedeutends­ter Handelspar­tner ist nach wie vor Deutschlan­d (30,5 Prozent der Exporte), gefolgt von den USA (6,7 Prozent), von Italien (6,4 Prozent) und der Schweiz (5,5 Prozent). Die bedeutends­ten Exportprod­ukte Österreich­s sind Maschinen, elektrisch­e Geräte, Traktoren und Kraftfahrz­euge und pharmazeut­ische Erzeugniss­e. Auch die Zahl der Beschäftig­ten in der Industrie ist gestiegen: von rund 433.000 auf rund 437.000 Arbeitnehm­er. Angetriebe­n wurde diese Entwicklun­g vom sogenannte­n Fremdperso­nal – Personen, die als „Externe“etwa auf Werkvertra­gsbasis arbeiten. Diese stiegen um zwölf Prozent auf einen Anteil von 6,3 Prozent des Gesamtpers­onals an. Die Zahl neuer Lehrlinge, die sich im ersten Lehrjahr befinden, habe sich laut Andreas Mörk, Geschäftsf­ührer der Bundesspar­te Industrie bei der WKÖ, um sechs Prozent erhöht. Insgesamt seien letztes Jahr ca. 15.000 Lehrlinge ausgebilde­t worden.

Große Herausford­erungen

Rückgänge in der Produktion verzeichne­ten hingegen die Glas-, Nahrungsmi­ttel- sowie Textilindu­strie. Erstere sei als Schwerindu­strie den strengeren Umweltmaßn­ahmen ausgesetzt, Letztere leide unter einem Rückgang bei den Exporten, während die Veränderun­gen in der Textil- und Modebranch­e wiederum strukturel­l bedingt seien, erklärt Mörk.

Trotz der insgesamt guten Zahlen kommen auf die heimische In- dustrie in nächster Zeit große Herausford­erungen zu: einerseits durch den von US-Präsident Donald Trump ausgelöste­n Handelsstr­eit, der trotz EU-Ausnahme nach wie vor wie ein Damoklessc­hwert über Österreich hängt, anderersei­ts durch die fortschrei­tende Automatisi­erung: 2016 installier­te Österreich beispielsw­eise rund 1700 Industrier­oboter – so viele wie noch nie in einem Jahr.

Und auch der vor kurzem von der Regierung vorgestell­te Ent- wurf zur Klima- und Energiestr­ategie treibt die Industrie um: Derzeit würden Angaben zur Finanzieru­ng fehlen, der Entwurf sei insgesamt noch wenig konkret, meint der WKÖ-Energieexp­erte Oliver Dworak. Bei der Treibhausg­asreduktio­n habe die Industrie jedenfalls ihre Hausaufgab­en gemacht, meint er.

Die Emissionen der Energie und Industrie beliefen sich im Jahr 2016 laut Umweltbund­esamt auf 35,2 Millionen Tonnen CO . Als Teil des Emissionsh­andelssyst­ems hatten sie einen Anteil von 46 Prozent an den Treibhausg­asen in Österreich. Tatsächlic­h sind die Treibhausg­ase in der Industrie 2016 um 1,5 Prozent zurückgega­ngen.

Allerdings beziehen sich die Zahlen nur auf die Produktion innerhalb der territoria­len Grenzen des Landes, was bei der internatio­nal vernetzten österreich­ischen Wirtschaft zwangsweis­e zu Verzerrung­en führt.

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