Digitalfüchse und Industriehasen im Sumpfgebiet
ABB baut Standort Eggelsberg um 100 Millionen Euro aus – 100 neue Arbeitsplätze
Linz – „Immer wenn ich nach Oberösterreich komme, scheint die Sonne“, zeigte sich Ulrich Spiesshofer, CEO des Schweizer Technologiekonzerns ABB, anlässlich seines Besuchs in Linz am Freitag bestens gelaunt. Für das Strahlen in den Gesichtern der zahlreich erschienen Politprominenz – allen voran Bundeskanzler Sebastian Kurz und Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer – sorgte aber nicht die Frühlingssonne, sondern vielmehr ein gewaltiges Investitionspaket, das der ABB-Chef im Gepäck hatte. Um 100 Millionen Euro errichtet ABB an dem vor gut einem Jahr übernommenen Standort des Automations-Spe- zialisten B&R (Bernecker & Rainer) in Eggelsberg (Bezirk Braunau) einen hochmodernen Innovations- und Bildungscampus. Es handle sich um die „größte organische Investition“in der 130-jährigen Geschichte von ABB, und man schaffe damit die Grundlage für rund 1000 neue HightechArbeitsplätze in Österreich. Spiesshofer: „Es geht aber nicht nur um Technologie, es geht vor allem um Menschen. Wir werden Familien ansiedeln und junge Digitalfüchse mit erfahrenen Industriehasen zusammenbringen.“
Keine Jobvernichtung
Der Forschungsschwerpunkt wird im Bereich Industrie 4.0 liegen. Auf 35.000 Quadratmetern werden die Mitarbeiter Maschinen, Vernetzungstechnik und Anlagen entwickeln, die in Zukunft eine voll automatisierte Produktion in vielen Industriezweigen ermöglichen sollen. „In der Fabrik der Zukunft werden auf unseren Systemen basierende, smarte und Cloud-vernetzte Maschinen und Roboter ebenso smarte Produkte weitgehend autonom herstellen. Und – so viel vorweg: Das wird keine Jobs vernichten, sondern – ganz im Gegenteil – neue schaffen“, ist Spiesshofer sichtlich bemüht, Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Wirft man einen Blick auf die Liste der internationalen ABB-Kaderschmieden im Forschungsbe- reich, drängt sich eine Frage auf: Warum ausgerechnet die 2376Einwohner-Gemeinde, die über das Innviertel hinaus vielleicht gerade noch für Österreichs größte Moorlandschaft (Ibmer Moor) bekannt ist? Spiesshofer: „Wir haben dort mit Bernecker & Rainer die ideale Startrampe. Die Region soll eine Art Silicon Valley der Industrieautomation werden.“
Da kann aus den politischen Reihen nur Beifall kommen. Bundeskanzler Kurz zeigte sich angesichts der Investition „froh und dankbar“, Landeshauptmann Stelzer sah sich in seinem Mantra „Willst du weiterkommen, musst nach Oberösterreich kommen“voll und ganz bestätigt. Bleibt die Frage, ob man bis zum – von ABB angepeilten – Jahr 2022 die zusätzlichen 1000 Stellen im Innviertel auch besetzen wird können. Wirtschaftslandesrat Michael Strugl ist optimistisch: „Das wird kein Problem, wir haben allein im Innviertel 100.000 Fachkräfte.“