Der Standard

Armes, böses Kind

- Doris Priesching

„Herr Fachlehrer, ich fühle mich diskrimini­ert“, sagt der Lausbub, nachdem er die Schularbei­t zurückbeko­mmen hat. Das ist aber noch nicht alles: „Sie haben etwas gegen mich, was Sie einfach nicht zugeben wollen.“Und: „Das ist pädagogisc­h kontraprod­uktiv.“Der Lehrer tut den Klugscheiß­er im Tatort am Samstag (20.15 Uhr, ORF und ARD) mit berufsmäßi­ger Arroganz ab, doch spätestens seit Damien (Das Omen) und Oskar Matzerath (Die Blechtromm­el) wissen wir: Mit manchen dieser kleinen Hasen ist wirklich nicht zu spaßen.

Denn dieses Kind (mit Eiseskälte: Juri Winkler) ist kein liebes, es verfolgt und sekkiert Mädchen, lässt ältere Damen liegen, bellt Hunde an. Aber es kann ja nichts dafür.

Anderswo passiert inzwischen ein Mord. Ein Bub mit Migrations­hintergrun­d wird im Heizungske­ller des Sportleist­ungsverein­s gefunden, und direkter kann man es nicht ausdrücken: Leistungsd­ruck und übertriebe­ner Ehrgeiz machen Menschen nicht besser. Wenn die eigene Mutter (Lina Beckmann) das Kind einen „Teufel“nennt, ist es auch nicht weit her mit der Kindeserzi­ehung, doch das eigentlich­e Problem ist der sadistisch­e Stiefvater (Golo Euler). Oder doch nicht?

Und so tappen die Frankfurte­r Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) bald titelgeben­d Unter Kriegern und gleichzeit­ig lange Zeit im Dunkeln. In einem Tatort, in dem nach dem Buch von Volker Einrauch und der Regie Hermine Huntgeburt­hs vieles, aber nicht alles zusammensp­ielt.

Wann immer es um den Familienps­ychokrieg geht, interessie­rt dieser Krimi, den Schrecken dahinter vermag er nicht schlüssig darzustell­en. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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