Der Standard

Mit dem Handy ins Konzert?

- Christian Schachinge­r

Es ist so: Die Leute rennen mit einem Brett vor dem Kopf durch das Leben. Es ist auch eine Lebensents­cheidung, wenn man sagt, okay, dem Dolm, der mir gerade mit gesenktem Blick beim Whatsappen im Blindflug entgegenko­mmt, weiche ich sicher nicht aus. Ja, mir tut das auch weh.

Wie erreicht man am schnellste­n seine Kinder, wenn sie mit einem am Esstisch sitzen? Schick ihnen ein lustiges Foto, auf dem du dir die Gabel in die Nase steckst. I like! Niemand hört mehr zu. Keiner hebt mehr ab. Alle chatten und zwitschern, geredet wird selten.

Nehmen wir ein Konzert. Anstatt eine Liveperfor­mance im Augenblick zu genießen, werden lieber stundenlan­g verwackelt­e Videos aufgenomme­n, die dann auf Youtube gestellt werden. Der Zweck dieser Übung liegt dabei nicht im Zauber der Anteilnahm­e. Außer den zwei besten Freunden, die auch dabei waren und ebenfalls filmten, wird sich das niemand auch nur aus Mitleid anschauen wollen.

Kennen Sie Urlaubsfot­os aus Ihrer Kindheit an den Stränden von Malle oder Lignano? Ja, du und deine Mama. Wenn das zukünftige Nachsehen durch das Festhalten des nicht wirklich wahrgenomm­enen Augenblick­s wichtiger wird als das morgen schon einmal da gewesene Seiende (Rettet das Futur II!), dann ist alles umsonst. Man nennt das eine schöne Leich‘.

Beim US-Musiker Jack White ist nun Schluss mit dem Leben auf dem Display. Das Publikum muss bei seinen Konzerten die Handys in einen Beutel stecken. Dieser wird versiegelt und kann erst wieder beim Verlassen des Saals geöffnet werden.

Rock ’n’ Roll bedeutet: ein Hoch auf 3 statt 2D! pdSt. at/KulturGlos­se

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