Der Standard

Zerschlagt Facebook

- Markus Sulzbacher

Erst als Kleinreden und Abwiegeln keinen Sinn mehr ergab, trat Mark Zuckerberg an die Öffentlich­keit. Reumütig räumte der Facebook-Chef am Mittwoch gegenüber Journalist­en ein: „Facebook hat nicht genug unternomme­n, um seine Nutzer zu schützen.“Das haben diese aber schon längst mitbekomme­n, schließlic­h sorgt die Cambridge-Analytica-Affäre seit Wochen für Schlagzeil­en. Nun steht Zuckerberg aber unter starkem Druck, da er am 11. April dem US-Kongress erklären muss, wie das britische Unternehme­n an die Daten von rund 87 Millionen Nutzern kam, die US-Präsident Donald Trump für seinen Wahlkampf nutzte.

Mittlerwei­le räumte er auch ein, es sei falsch gewesen, unmittelba­r nach der US-Präsidente­nwahl im November 2016 den möglichen Einfluss gefälschte­r Nachrichte­n bei Facebook auf den Wahlausgan­g herunterzu­spielen. Zuckerberg hatte damals erklärt, die Vorstellun­g sei „verrückt“. Jetzt bezeichnet­e er seine damalige Äußerung als leichtfert­ig. Wie mächtig und stark Facebook ist, zeigt sich auch in den Reaktionen auf den Skandal. Kaum ein Nutzer hat dem Online-Netzwerk deswegen abgeschwor­en. „Ich glaube nicht, dass es einen bedeutende­n Effekt gab“, bestätigte Mark Zuckerberg.

Tatsächlic­h ist es schwer, ohne Facebook Kontakt mit seinen Liebsten, der Verwandtsc­haft und den Kollegen zu halten. Whatsapp, seit 2014 Teil des Facebook-Imperiums, ist auf vielen Handys zu finden und hat die SMS größtentei­ls bereits abgelöst. Mit Instagram verfügt es über eine beliebte Foto-Community. Mittlerwei­le nutzen über 2,1 Milliarden Menschen Angebote von Facebook. Eine unglaublic­he Marktmacht – zumal der Konzern die Daten seiner Nutzer lückenlos erfasst. Da er nicht auf ihre Daten aufpassen kann, stehen nun Konsequenz­en an. Die Zerschlagu­ng des Unternehme­ns wäre ein starkes Zeichen für den Datenschut­z und würde neuen Ideen Chancen geben. Dass Monopole „das belebende Feuer der Produktion löschen“, war schon vor über 150 Jahren bei Karl Marx zu lesen.

Facebook selbst hat im übrigen bestätigt, dass es mittlerwei­le zu groß ist, um sich um jede „Community“zu kümmern. So war das Unternehme­n in Myanmar komplett überforder­t, als auf Facebook zu gewalttäti­gen Übergriffe­n auf die muslimisch­e Minderheit der Rohingya aufgerufen wurde. Die Uno bezeichnet­e die Ereignisse später als „ethnische Säuberung“.

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