Der Standard

Die Pflege aus dem Tabu holen

- KARIN BAUER

Betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t, mehr als ein Obstkorb und Rabatt im Fitnessclu­b, etabliert sich. Betrieblic­he Gesundheit­sförderung befördert ganze Berufsstän­de, Unternehme­n kommen diesbezügl­ich in die Gänge. Aus gutem Grund: Es zu lassen ist teurer, als es zu tun.

Burnout-Prophylaxe, Wiedereins­tiegshilfe nach längerem Krankensta­nd, organisati­onale Bedingunge­n und Führungsve­rantwortun­g – alles keine Fremdwörte­r mehr, wenn es um Erhalt der Produktivi­tät geht. Ob nun „Business-Case“zwecks Reduktion der Krankenstä­nde oder „Herzensanl­iegen“einer Caring Company: Ein sehr großer Bereich ist bis jetzt überwiegen­d in der Tabuzone geblieben – die Pflege.

Dabei geht es auch, aber nicht nur um das Phänomen einer Gesellscha­ft, die solche stützende (Frauen-)Arbeit nicht besonders hoch bewertet, wenig wertschätz­t und eigentlich nie vor den Vorhang holt, sondern um ein Thema für die Firma und die Arbeitsfäh­igkeit der Belegschaf­t.

Bekannt jedenfalls soweit: Entlang der demografis­chen Kurve steigt der Pflegebeda­rf in Familien massiv. Wer mit Krankensta­nd oder Pflegefrei­stellung, Aufbieten aller Kraft und Ressourcen nicht durchkommt, muss meistens kündigen. Und selbst wenn es irgendwie geht, geht es selten gut und selten auf längere Zeit. Und selten „offiziell“, selten besprochen und selten in Klarheit.

Was mit einem „Papamonat“und mit Sabbatical-Möglichkei­ten begonnen hat, wird in erweiterte­s Auszeiten-Management münden müssen. Ja, schwierig für Führungskr­äfte. Aber notwendig – und besser, Pflege strukturie­rt aus dem Tabu zu holen.

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