Die Pflege aus dem Tabu holen
Betriebliches Gesundheitsmanagement, mehr als ein Obstkorb und Rabatt im Fitnessclub, etabliert sich. Betriebliche Gesundheitsförderung befördert ganze Berufsstände, Unternehmen kommen diesbezüglich in die Gänge. Aus gutem Grund: Es zu lassen ist teurer, als es zu tun.
Burnout-Prophylaxe, Wiedereinstiegshilfe nach längerem Krankenstand, organisationale Bedingungen und Führungsverantwortung – alles keine Fremdwörter mehr, wenn es um Erhalt der Produktivität geht. Ob nun „Business-Case“zwecks Reduktion der Krankenstände oder „Herzensanliegen“einer Caring Company: Ein sehr großer Bereich ist bis jetzt überwiegend in der Tabuzone geblieben – die Pflege.
Dabei geht es auch, aber nicht nur um das Phänomen einer Gesellschaft, die solche stützende (Frauen-)Arbeit nicht besonders hoch bewertet, wenig wertschätzt und eigentlich nie vor den Vorhang holt, sondern um ein Thema für die Firma und die Arbeitsfähigkeit der Belegschaft.
Bekannt jedenfalls soweit: Entlang der demografischen Kurve steigt der Pflegebedarf in Familien massiv. Wer mit Krankenstand oder Pflegefreistellung, Aufbieten aller Kraft und Ressourcen nicht durchkommt, muss meistens kündigen. Und selbst wenn es irgendwie geht, geht es selten gut und selten auf längere Zeit. Und selten „offiziell“, selten besprochen und selten in Klarheit.
Was mit einem „Papamonat“und mit Sabbatical-Möglichkeiten begonnen hat, wird in erweitertes Auszeiten-Management münden müssen. Ja, schwierig für Führungskräfte. Aber notwendig – und besser, Pflege strukturiert aus dem Tabu zu holen.