„Wir können Forschung“
Die Fachhochschulen wollen jährlich 50 Millionen Euro Basisfinanzierung für die Forschung und endlich Doktoratsprogramme etablieren.
Puch/Salzburg – „Wir können Forschung, man muss uns nur lassen“. Raimund Ribitsch, Geschäftsführer der FH Salzburg und Präsident des Dachverbands heimischer Fachhochschulen FHK verleiht den langjährigen Forderungen der FHs zum Auftakt des zwölften FH-Forschungsforums noch einmal ordentlich Druck.
Einerseits geht es um extern akkreditierte Doktoratsprogramme für die FHs, um Forschungskapazitäten aufbauen zu können, Wissenschaftskarrieren statt nur projektbezogener befristeter Beschäftigung anzubieten. Und andererseits geht es um Geld für die Forschung, das die FHs einerseits kompetitiv einwerben, andererseits quasi aus der Lehre querverschieben (müssen).
Im Klartext: Wenn Minister Heinz Faßmann die Ansage ernst meint, dass die aktuell rund 15 Prozent der Studierenden an FHs (von zusammen über 300.000) nach und nach bis zu 60 Prozent an die FHs gelenkt werden sollen, dann bedarf es auch vermehrt wissenschaftsbasierter Ausbildung für Forschungsleistungen im anwendungsorientierten Feld. Außerdem seien die FHs ja von Gesetzes wegen zur Forschung verpflichtet, aber eben in einer Art Paradoxon gefangen – zu dem auch gewisse Sorgen um Unabhängigkeit in industrienaher (Auftrags-)Forschung kommen.
Also: Doktorate wie die Unis, also: Basisfinanzierung in der Forschung wie die Unis. Aktuell liegt im Ministerium ein Forderungspapier „+50 Millionen“, das der gewünschten jährlichen Basisfinanzierung für Forschung an den FHs entspricht und drei Ansatzpunkte beinhaltet: Verstärkung des FFGFörderprogramms COIN (rund 113 Mio. Fördervolumen in den vergangenen zehn Jahren), Adaption der Ausschreibungskriterien der FFG bei der F&E-Infrastrukturförderung und bessere Zugänge zu EU-Horizon-2020-Programmen.
Wichtigste Fördergeber der FHs sind traditionell die FFG und die Christian-Doppler-Gesellschaft (Ressel-Zentren).
Was FHs in Sachen anwendungs- und transferorientierter Forschung können, haben sie in dieser Woche in Salzburg in 19 Panels mit Einblicken in Forschungsprojekte (oft gemeinsam mit Vertretern der Partner aus der mittelständischen Wirtschaft präsentiert), einem Science-Slam und in forschungspolitischen Diskussionen stolz gezeigt.
Weniger gute Stimmung und dringenden Handlungsbedarf gibt es aber offenbar beim grundsätzlichen Marschtempo mit dem Ministerium: In drei Monaten läuft der FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplan aus. Ob es zu einer neuen schriftlichen Vereinbarung, die sowohl den kontinuierlichen Ausbau der Studienplätze auf dem Weg zu einer tragenderen Rolle der FHs im dritten Sektor als auch dessen Finanzierung beinhaltet, kommt, ist in der Schwebe. Dem Vernehmen nach sei noch nichts in Arbeit, wie es aus der FHK heißt.
Dabei geht es auch um eine Anpassung (Valorisierung) der Studienplatzfinanzierung, die pro Kopf zwischen 7000 und 9000 Euro liegt, inklusive Bindung einer solchen an die Inflation.