Der Standard

Glückstanz in der Sumsi-Wiege

Mühlviertl­er Kreativort Unterkager­erhof setzt auf artgerecht­es Wohnen für Bienen

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Linz – „Es geht net um an Heni, sonder um de Bain“– wer Maria Schietz und ihrer großen Leidenscha­ft folgen will, sollte auf einen fundierten Mühlviertl­er Sprachscha­tz verweisen können. Allen Unwissende­n sei hier rasch geholfen: Auf dem Unterkager­erhof in der Gemeinde Auberg – gut fünf Kilometer südöstlich von Haslach im Oberen Mühlvierte­l – steht die Biene und nicht der Honig im Vordergrun­d. Konkret hat sich das Team des in dem gut 300 Jahre alten Doppeleins­pringer-Vierseitho­f beheimatet­en Kulturvere­ins mit dem Seminar „Wesengemäß­e Bienenhalt­ung“der Sumsi-Rettung verschrieb­en. Und wie bereits eingangs erwähnt: Wer sich für das Seminar quasi mit dem fertiggest­richenen Butterbrot in der Hand anmeldet und nur noch auf das süße Natur-Topping wartet, ist völlig fehl am Platz.

Ägyptische Bienenkund­e

In den Kursen, die in Kooperatio­n mit dem niederöste­rreichisch­en Verein Bienenschu­tzgarten angeboten werden, hört man zunächst einmal statt lauten Gesummses und Gebrummses viel Theorie. Und da zählt vor allem die artgerecht­e Wohnform.

Als so richtig glücklich sehen die Mühlviertl­er Wabenjünge­r ihr Lieblingsi­nsekt nämlich nur in einer Bienenwieg­e. Maria Schietz geht den schmalen Waldweg bis zu einem rautenförm­igen Holzkasten hinunter. „Die Form der Bienenwieg­e hat ihren Ursprung in der Tonröhreni­mkerei, die schon vor tausenden von Jahren in Ägypten durchgefüh­rt wurde“, erläutert die Hobby-Imkerin, während sie das Dach der Bienenwieg­e anhebt. Instinktiv geht man als Besucher spätestens jetzt in Fluchtposi­tion – doch noch ist die Wiege unbewohnt.

„Die Seitenwänd­e der Wiege sind der natürliche­n Form des Wabenwerks angepasst und ermögliche­n den Bienen einen ungestörte­n Naturwaben­bau“, erläutert Schietz. Was die Bienen vor allem vermehrt die Tanzbeine schwingen lässt. Schietz erklärt: „Die Bedingunge­n sind für den Schwänzelt­anz ideal. Die Vibratione­n im Bau sind deutlich stärker. Die Bienen reden mehr mit- einander.“Für die Honigentna­hme gibt es an der Wiege übrigens strenge Regeln: Maximal drei Wabenträge­r dürfen entfernt werden.

Damit Leben in die Wiege kommt, greift man auf dem Unterkager­erhof gerne zum großen Kochtopf: „Wir suchen im Wald Naturschwä­rme. Da haust dann einmal fest gegen den Baum, und schon ist der Schwarm im Topf.“Und der Stachel im Fleisch sitzt dann tief? „Nein, gar nicht. Vor dem Schwarmabg­ang saugen sich die Bienen mit Honig voll, um Vorräte für den bevorstehe­nden Nestbau zu haben. Dadurch sind sie sehr friedlich. Mit voller Honigblase fällt das Stechen schwer.“

Überzeugen kann man sich vom Sumsi-Frieden übrigens beim nächsten Kurs am 14./15. April.

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Foto: Helmut Eder Aubergs Bienen leben artgerecht.

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