Was sagt die Wissenschaft zu Aura, Engeln & Co?
Seit vielen Jahren befasst sich die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) mit esoterischen Lehren. Vorstandsmitglied und WU-Professor Ulrich Berger, der außerdem die Gesellschaft für kritisches Denken leitet, erste
Astrologin
Die Astrologie ist die älteste aller Pseudowissenschaften. Früher bekamen Menschen via Horoskop gewisse Eigenschaften zugeschrieben und ihr Schicksal vorausgesagt. Die Wissenschaft hat sich mit der Astrologie hauptsächlich deshalb beschäftigt, weil sich an ihr schön demonstrieren lässt, wie man mit wissenschaftlichen Methoden unhaltbare Theorien entlarven kann. Heute ist die Astrologie als freies Gewerbe in der Wirtschaftskammer etabliert, und man bemüht sich um ein Gütesiegel.
Schutzengel
Engel sind in den letzten Jahren gleichsam zu Superhelden der Esoterik aufgestiegen. Engelkontakte über ein spirituelles und meist geschäftstüchtiges „Medium“gehören quasi zur Basisausstattung der feinstofflichen Beratungsbranche. Aus wissenschaftlicher Sicht stammen die Engelsbotschaften nicht aus dem Himmelreich, sondern vom Medium selbst. Meist handelt es sich um belanglose Wohlfühlsprüche und bewusst vage Aussagen, die von den meisten Menschen als zutreffende Beschreibung ihrer Persönlichkeit interpretiert werden. Das wird als Barnum-Effekt bezeichnet.
Energieübertragungen
Als „Energieausgleich“versteht man in der Esoterik einen Vorgang, bei dem ein Mensch dem anderen „Energie“überträgt und dieser die Energie in anderer Form wieder zurückgibt. Um einem Menschen Energie zu übertragen, lehrt die Physik, sollte man ihn stoßen (kinetische Energie), anheben (potenzielle Energie) oder auf den Ofen setzen (thermische Energie). In Esoterikkreisen ist das nicht zu empfehlen, dort arbeitet man mit einem anderen Energiebegriff. Erstaunlicherweise hat es sich eingebürgert, dass sich die zurückgegebene Energie stets in Form von Bargeld manifestiert.
Stein gegen Liebeskummer
Heilsteine werden von Esoterikern in der Hosentasche getragen, auf den Körper gelegt oder im Trinkwasser platziert. Aus wissenschaftlicher Sicht heilen sie zwar nicht, schaden im Allgemeinen aber auch nicht. Ausnahmen bestätigen diese Regel: Um den radioaktiven Uraninit etwa sollte man besser einen großen Bogen machen. Und wer zu viel kolloidales Silber einnimmt, riskiert eine Krankheit namens Argyrie, die sich durch schlumpfähnliche Blaufärbung der Haut äußert.
Reiki-Massage
Eine Reiki-Behandlung besteht üblicherweise im sanften Handauflegen durch einen Energetiker. Die Betonung liegt dabei auf „sanft“; für kräftiges Handauflegen benötigt man nämlich bereits einen Gewerbeschein für Massage. Durch die Hände eines ReikiMeisters mit jahrelanger Ausbildung soll „Lebensenergie“in den Körper des Patienten strömen. In wissenschaftlichen Studien wurde festgestellt, dass dieselben Effekte durch einen Schauspieler erzielt werden, der einen ReikiMeister lediglich imitiert.
Energetisches Räuchern
Dabei werden meist Räucherstäbchen oder Räucherkohle entzündet, deren Rauch die „negativen Energien“im Raum binden soll. Aus wissenschaftlicher Sicht ein Unding: Die Feinstaubbelastung ist enorm und die Gefahr von Verbrennungen allgegenwärtig. Empfehlenswerter ist jene Variante, die ohne Rauch auskommt: Man schreitet bei geöffnetem Fenster mit ausgebreiteten Armen langsam durch den Raum und imaginiert, wie man die negative Energie aus dem Fenster schiebt. Die einzige Gefahr dieser Methode: sich vor dem Nachbarn lächerlich zu machen.
Qi-Quant-Platte
Die Quanten-Esoterik ist eine Sammlung von pseudowissenschaftlichen Lehren, in denen behauptet wird, „feinstoffliche“Energien seien ein Quantenphänomen und die hochpreisigen Produkte ein „Ergebnis jahrelanger Forschung im Bereich der Quantenphysik“. Das ist stets unwahr und dient lediglich der Einschüchterung der Käufer, im Vertrauen darauf, dass kein Laie die Quantenphysik versteht.
Aura-Fotos
Der moderne Aura-Fotograf benutzt zur Sichtbarmachung der „Aura“, also des „menschlichen Energiefeldes“, entweder eine Polaroidkamera mit zugeschalteten bunten Leuchtdioden oder gleich ein computergeneriertes Bild, das den via Handelektrode gemessenen Hautwiderstand in farbige Muster umrechnet. Ähnliche Methoden der Techno-Esoterik verwenden Energetiker, die „Bioresonanz“praktizieren, und Scientologen, die ihre Mitglieder ausnehmen. Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Messungen allesamt wertlos.
Kartenlegen
Was dem Astrologen die Planetenkonstellationen und dem Handleser die Handlinienverläufe, sind dem Kartenleger die Kartenkombinationen, die sein Klient aus dem Stapel zieht. Interpretationshilfe leistet dabei auch oft die Technik des „Cold Readings“. Dabei werden sichtbare Merkmale des Klienten, wie Körperhaltung oder Kleidung, benutzt, um gewisse Eigenschaften zu erraten, die man dann in den Karten gelesen haben will. Zumindest haben Tarot-Experten aber oft wirklich schöne Kartensätze.
Handlesen
Handleser meinen, aus der Form der Hand und der Finger sowie aus dem Verlauf der Handlinien Charaktereigenschaften oder das Schicksal eines Menschen herauslesen zu können. Aus wissenschaftlicher Sicht hat die Hand tatsächlich erstaunliche Einblicke zu bieten. So hat man herausgefunden, dass das Verhältnis von Zeige- zu Ringfingerlänge (ein Marker für den pränatalen Testosteronspiegel) unter anderem mit künstlerischer Veranlagung, mathematischer Begabung, Aggressivität oder dem Risiko für ADHS in Zusammenhang steht.
Rutengeher
Die Radiästhesie, also das Rutengehen oder Pendeln auf der Suche nach „Wasseradern“, „Erdstrahlen“oder „Störzonen“, erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Die Wissenschaft kennt weder Erdstrahlen noch Störzonen. Alle seriösen Untersuchungen haben ergeben, dass auch Rutengänger Wasser nicht orten können. Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) lädt seit vielen Jahren zu regelmäßigen Tests ein, bei denen ein Preisgeld von 10.000 Euro winkt. Bisher sind alle Kandidaten durchgefallen.