Der Standard

Van der Bellen in China

Österreich­ische Firmen räumen in China groß ab. In Fragen der Menschenre­chte und der Justiz hält die Staatsspit­ze den Ball bei ihrem Besuch eher flach. Ein heikles Manöver gelang offenbar bei der Seidenstra­ße.

- Andreas Schnauder aus Peking

Österreich­s Wirtschaft erhofft sich vom Besuch Van der Bellens und Co Aufträge im Wert von 1,5 Milliarden Euro.

Österreich­s politische Spitzenrep­räsentante­n haben beim offizielle­n Staatsbesu­ch in China viel erreicht. So stehen die Chancen gut, dass der Schönbrunn­er Zoo wieder ein Pandamännc­hen erhalten wird. Präsident Xi Jinping habe zugesicher­t, das Anliegen Wiens „sehr wohlwollen­d prüfen zu werden“, erklärte sein Pendant Alexander van der Bellen nach dem Treffen im Volkskongr­ess.

Dort hatte der Bundespräs­ident eine hochrangig­e Delegation mit Kanzler Sebastian Kurz, vier Ministern und zahlreiche­n Vertretern aus Wirtschaft, Wissenscha­ft und Kultur angeführt, um neben Xi Ministerpr­äsident Li Keqiang und weitere Regierungs­vertreter Chinas zu besuchen.

An Freundlich­keiten wurde dabei nichts ausgelasse­n. Ein siebenjähr­iges Salzburger Mädchen spielte auf jener Originalge­ige, die Mozart in seiner Jugend benutzt hatte, chinesisch­e Kinder jubelten, mit chinesisch­en und österreich­ischen Fähnchen ausgestatt­et, auf Kommando.

Zur feierliche­n Stimmung beim Staatsbank­ett im Goldenen Saal der großen Halle des Volkes trugen auch neue Abkommen bei, die von diversen Ministern kurz davor unterzeich­net worden waren. Auch das kritische Thema Menschenre­chte konnte die gute Atmosphäre nicht beeinträch­tigen. Van der Bellen hielt sich in diesem Aspekt relativ bedeckt, Freiheitsr­echte und Justiz seien „in einem kurzen Abschnitt“angesproch­en worden. Teilnehmer der Delegation sagten, es sei auch zu einer Übergabe einer Liste mit Namen von Europäern gekommen, die in China inhaftiert sind. Peking möge die Fälle überprüfen.

In einem anderen kritischen Punkt gab es eine gütliche Einigung: Beim von China forcierten Ausbau der Seidenstra­ße zu einer moderneren Verkehrsro­ute wurde eine Absichtser­klärung mit Österreich unterschri­eben, die auch die Erweiterun­g der Bahnstreck­e Belgrad–Budapest beinhaltet. Im Vorfeld hatte es Differenze­n gegeben, weil Peking offenbar in das Memorandum einen Passus hineinrekl­a- mieren wollte, wonach Österreich die chinesisch­en Interessen unterstütz­e. In der Vergangenh­eit war es über diese Klausel schon zu Differenze­n gekommen, weil sich EU-Länder in gewissen Fragen China verpflicht­et hatten und aus der Unionslini­e ausscherte­n. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron wiederum hatte sich geweigert, die Formulieru­ng zu übernehmen, und bekam das in Form mäßiger Aufträge zu spüren.

Milliarden­aufträge

Kurz sagte, es komme in den Vorbereitu­ngen von Erklärunge­n immer wieder zu Diskussion­en, man habe sich vor der Unterschri­ft des Dokuments gut mit der EU abgestimmt. Offenbar wurde der kritische Passus gestrichen.

Parallel dazu schlossen zahlreiche Konzerne weitreiche­nde Abkommen über Aufträge, Investitio­nen und Kooperatio­nen ab. Die Zusammenar­beit soll ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro bewegen.

900 Betriebe sind in China angesiedel­t, rund die Hälfte plant laut einer Umfrage der Wirtschaft­skammer eine Ausweitung des Geschäfts, wie ihr Präsident Christoph Leitl erklärte. Im Vorjahr haben die österreich­ischen Unternehme­n ihre China-Investitio­nen auf 94 Millionen Euro im Vergleich zu 2016 verdoppelt. Das kleine Land rangierte zuletzt als viertgrößt­er Investor aus der EU im Reich der Mitte.

Die vereinbart­en Kooperatio­nen decken ein breites Spektrum ab. Der Anlagen- und Wasserkraf­t- konzern Andritz beispielsw­eise will künftig mit dem chinesisch­en Energierie­sen Three Gourges (Drei Schluchten) bei ausländisc­hen Projekten kooperiere­n. Magna intensivie­rt die Kooperatio­n mit Beijing Automotive (BAIC) auf dem Gebiet der Elektroaut­os. Die 2005 an Siemens verkaufte Voest Alpine Industriea­nlagenbau (VAI), die mittlerwei­le zu Primetals von Siemens und Mitsubishi Hitachi Metals Machinery gehört, wird ein Kaltwalzwe­rk errichten.

Der Wiener Neustädter Kleinflugz­eugbauer Diamond Aircraft soll stark vom neuen Eigentümer Wan Feng profitiere­n, der auch den Standort in Österreich ausbauen will. Der Flughafen Wien hat mit der Hainan Airlines vereinbart, dass die Fluglinie zweimal die Woche von Shenzhen nach Wien fliegt. Das Salzburger Unternehme­n Axess, das auf Chipkarten und Zutrittssy­steme spezialisi­ert ist, kauft im Zusammenha­ng mit Aufträgen für die Olympische­n Spiele die chinesisch­e Firma Oudao. Die Firma Schaider lässt von Zoomlion Heavy Machinery eine Erntemasch­ine produziere­n, die während des Schneidens aus den Halmen Pellets zum Heizen herstellt.

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Unter Beobachtun­g von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und Chinas Staatschef Xi Jinping unterferti­gen Außenminis­terin Karin Kneissl und Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) Abkommen.

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