Der Standard

„Gladiator“Russell Crowe macht Scheidung zur Kunst

Schauspiel­er entrümpelt­e drei Zimmer, versteiger­te Filmrequis­iten und Co um 3,7 Millionen australisc­he Dollar

- Urs Wälterlin aus Sydney

Wenn schon ein Ende, dann mit Stil: Mit einem dreifachen Whisky und dem klassische­n CroweLäche­ln begrüßt der Filmstar auf der Titelseite des Auktionska­taloges die Bieter. „Die Kunst der Scheidung“nennt er die Abstoßakti­on an seinem 54. Geburtstag – der gleichzeit­ig auch seinen 15. Hochzeitst­ag mit Danielle Spencer markierte. Die Trennung von der australisc­hen Sängerin ist allerdings schon im Jahr 2012 nach neun Jahren Ehe im gegenseiti­gen Einvernehm­en erfolgt. Derzeit wird die offizielle Scheidung abgewickel­t.

In Sydney ließ Crowe durch das Auktionsha­us Sotheby’s sein Hab und Gut versteiger­n – zumindest einen Teil davon. 227 Objekte kamen unter den Hammer. Crowe, der sich als begeistert­en Sammler bezeichnet und sich davor fürch- te, „zum Hamsterer zu werden“, habe vorerst drei der Zimmer seines Hauses geräumt, hieß es.

Für die Fans des Neuseeländ­ers, der seit 50 Jahren in Australien lebt, ist die Ausstellun­g der Versteiger­ungsstücke eine Schatzkamm­er. Uhren, Gitarren, Jacken waren zu haben, und sogar ein paar alte Doc-Martens-Stiefel aus dem Film Romper Stomper, mit dem Crowe 1992 in der Rolle eines Neonazis berühmt geworden war.

Was immer auch mit den 43 Filmen des Darsteller­s in Verbindung steht, wird zu Preisen weit über dem Schätzwert verkauft. Über einem voll funktionie­renden Streitwage­n aus dem Film Gladiator geht der Hammer bei 65.000 australisc­hen Dollar (umgerech- net 40.600 Euro) nieder. Die erfolgreic­he Bieterin ist eine Frau ganz hinten im Raum, mit Handy am Ohr und Baby im Kinderwage­n. Crowes Brustpanze­r aus dem römischen Drama kostet 125.000 Dollar (78.000 Euro), der Schauspiel­er hatte 20.000 Dollar gewollt. Zu den Preisen kommen 22 Prozent Versteiger­ungsgebühr­en, die Sotheby’s kassiert.

Russell Crowe ist ein Sammler mit einem Auge für Qualität. Unter den besten Stücken befinden sich Werke bekannter australisc­her Künstler, wie Sidney Nolan und Brett Whiteley. Sie gehen weg wie die warmen Semmeln: 190.000 Dollar, dann 360.000 Dollar. Crowe hat einen Fetischism­us für Armbanduhr­en. 28 stehen zum Verkauf, jede kommt mit einem von ihm signier- ten Brief. Die Uhren wechseln zu Fantasiepr­eisen den Besitzer: eine Rolex für 40.000 Dollar, eine Armani für 1100 Dollar. Dabei funktionie­rt die nicht einmal.

Dann, völlig unerwartet, steht der Mann höchstpers­önlich im Raum, mit grauem Bart und ein paar Kilo schwerer, als man ihn aus seinen Filmen kennt. Russell Crowe greift sich das Mikrofon und preist ein Stück an, das ihm wohl besonders am Herzen liegt: eine 128 Jahre alte Violine aus der Produktion des Italieners Leandro Bisiach Sr.

Eine junge Frau spielt sie kurz, prompt wechselt das Instrument für 13.000 Dollar den Besitzer. Und schon ist „Rusty“wieder weg. 3,7 Millionen australisc­he Dollar, rund 2,3 Millionen Euro, hat ihm der Ausverkauf gebracht. „Kein schlechter Verdienst für eine Schicht von fünf Stunden“, schrieb er später auf Twitter.

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Foto: APA/AFP/Khan Crowe feierte seinen 54. Geburtstag mit einer Auktion.

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