Neuer Chef für Deutschlands größte Bank
Sonntagabend ging die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden für die Deutsche Bank ins Finale. Christian Sewing, der bisherige Vizechef des größten deutschen Geldinstituts, soll noch im Mai John Cryan an der Spitze der Bank ablösen.
Frankfurt – Christian Sewing soll neuer Vorstandschef der Deutschen Bank werden. Die Hinweise in diese Richtung verdichteten sich am Sonntag. Für den Abend hatte der aus Österreich stammende Aufsichtsratschef Paul Achleitner eine telefonische Sitzung des Kontrollgremiums einberufen, das den Wechsel an der Vorstandsspitze beschließen wollte.
Sewing, bisher stellvertretender Vorstandsvorsitzender und verantwortlich für das Privatkundengeschäft des größten deutschen Kreditinstituts, wird John Cryan ablösen, mit dem Achleitner aufgrund der erfolglosen Neuausrichtung der Bank unzufrieden ist. Der andere Vize-Vorstandschef Marcus Schenck, der das schwankungsanfällige Investmentbanking leitet, steht nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung offenbar vor seinem Abschied. Er soll unzufrieden darüber sein, dass sein Bereich verkleinert werden soll.
In der Deutschen Bank gibt es seit geraumer Zeit das Projekt Co- lombo, in dem das Sparpotenzial im Investmentbanking überprüft wird. Sewing soll zur Hauptversammlung am 24. Mai die Führung der Deutschen Bank übernehmen. Ein Sprecher der Bank wollte sich zu dem Wechsel an der Führungsspitze nicht äußern.
Cryan hatte sich bisher gegen seine Abberufung gewehrt. Ende März war er Gerüchten über seine Ablösung entgegengetreten und hatte in einer Erklärung an die Mitarbeiter versichert, „dass ich mich weiterhin mit all meiner Kraft für die Bank einsetze und gemeinsam mit Ihnen den Weg weitergehen möchte, den wir vor rund drei Jahren angetreten haben“. Der Brite führt die Deutsche Bank seit 2015, sein Vertrag läuft eigentlich noch bis Mai 2020.
Nach fast drei Jahrzehnten bei der Deutschen Bank steht der 47jährige Sewing vor der Krönung seiner Karriere. Vor dem als kühl und bodenständig beschriebenen Westfalen steht eine Herkulesaufgabe. Er soll das einstige Vorzeigeinstitut auf Vordermann bringen.
Fast seine gesamte Karriere hat Sewing bei der Deutschen Bank verbracht: 1989 begann er seine Ausbildung zum Bankkaufmann in einer Bielefelder Filiale. Bis auf ein Zwischenspiel von 2005 bis 2007 als Vorstand der DG Hyp, der Immobilienbank der genossenschaftlichen Institute, arbeitete er stets für Deutschlands größtes Geldhaus. Unter Sewings Führung schloss die Deutsche Bank fast 200 Filialen, strich tausende Jobs. Er ließ keinen Zweifel daran, dass auch die Wiedereingliederung der Postbank viele Jobs kosten wird. Anfang 2017 mussten die Verkaufspläne für die Bonner Tochter begraben werden. Sie sanieren jetzt selbst. (Reuters, red)