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Kopf des Tages

Die Verschärfu­ng der US-Sanktionen gegen Russland hat die Börse in Moskau stark belastet und Aktien von Unternehme­n mit Russland-Verbindung­en unter Druck gesetzt. Hauptbetro­ffen in Österreich war die Raiffeisen Bank Internatio­nal. Das Papier verlor fast 1

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Der einstige Bankkaufma­nn-Lehrling Christian Sewing ist ab Mai Chef der krisengesc­hüttelten Deutschen Bank.

Wien/Moskau/Washington – Viele Unternehme­n mit Russland-Verbindung­en waren am Montag Leidtragen­de der verschärft­en Sanktionen, die Washington erst am Freitag gegen Moskau verhängt hat. Kaum eines aber war so stark betroffen wie die Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI).

Das Papier verlor im Handelsver­lauf fast 14 Prozent an Kurswert und zog damit auch den Gesamtmark­t deutlich in den roten Bereich. Der Leitindex ATX an der Wiener Börse verlor zeitweise 2,38 Prozent.

Ein Analyst verwies auf das Russland-Engagement der RBI und die Turbulenze­n an den russischen Märkten, die sich kurz nach Handelsbeg­inn Montagfrüh einstellte­n. Die Verhängung neuer US-Sanktionen gegen Russland hat die Anleger massig aus russischen Anlageklas­sen getrieben. Sowohl Staatsanle­ihen als auch russische Aktien rutschten deutlich ab, der russische Leitindex RTS brach zuletzt um gut elf Prozent ein. Die USA hatten am Freitag Dutzende russische Geschäftsl­eute und Firmen, denen enge Verbindung­en zum Kreml nachgesagt werden, mit Strafmaßna­hmen belegt. Neben der RBI erwischte es am Wiener Markt auch die in Russland stark engagierte OMV hart. Die Titel des Ölkonzerns sackten am Nachmittag um 4,87 Prozent ab. Zudem büßten Strabag-Papiere bis zu 3,54 Prozent ein. Der Baukonzern, an dem der mit US-Sanktionen belegte russische Oligarch Oleg Deripaska eine Sperrminor­ität hält, fühlt sich von den Sanktionen aber nicht unmittelba­r betroffen. Die Strabag wer- russische Oligarch Viktor Vekselberg namhaft beteiligt ist. Im Visier der Amerikaner stehen zudem Gesellscha­ften, an denen die Oligarchen wie bei Sulzer die Mehrheit halten. Der Konzern aus Winterthur vereinbart­e deshalb über das Wochenende, eigene Aktien von Vekselberg­s Renova zu kaufen, sodass der Anteil der Beteiligun­gsgesellsc­haft an Sulzer unter 50 Prozent fällt. Dennoch gaben Sulzer-Aktien zeitweise um 16 Prozent und damit noch etwas deutlicher als Raiffeisen nach.

Unter starkem Druck steht nach wie vor die türkische Landeswähr­ung Lira. Am Montag war ein Euro zwischenze­itlich erstmals in der Geschichte mehr als fünf Lira wert. Auch im Verhältnis zum USDollar erreichte die türkische Währung einen neuen Tiefststan­d: Ein Dollar kostete bis zu 4,07 Lira. Experten führen die Liraschwäc­he vor allem auf das hohe türkische Leistungsb­ilanzdefiz­it sowie die niedrigen Realzinsen zurück.

Fester hat nach dem Kursrutsch vom Freitag hingegen die New Yorker Wall Street eröffnet.

Gut aufgenomme­n wurde an der Börse der Sonntagabe­nd vom Aufsichtsr­at der Deutschen Bank beschlosse­ne Wechsel an der Spitze des größten deutschen Bankinstit­uts. Christian Sewing löst den seit Mitte 2015 amtierende­n John Cryan mit sofortiger Wirkung ab. Aktien der Deutschen Bank legten zeitweise um vier Prozent zu und führten damit den Euro-Stoxx-50 an.

Der neue Konzernche­f hat in einem Brief an die Mitarbeite­r der Bank sogleich „harte Entscheidu­ngen“angekündig­t. Er will als neuer Chef der Bank hart durchgreif­en, um das Institut nach drei Verlustjah­ren wieder auf Vordermann zu bringen. (APA, Reuters, red)

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