Der Standard

Israel greift Iraner in Syrien an

Für den Luftschlag auf eine syrische Basis, bei dem Iraner getötet wurden, machen mehrere Seiten Israel verantwort­lich. Bei dem Angriff auf Duma von Samstag gehen die USA von Giftgas aus – und schließen eine militärisc­he Reaktion nicht aus.

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Damaskus/Wien – Der Luftangrif­f auf den syrischen Militärflu­ghafen Taifur nahe der Oasenstadt Palmyra sorgte am Montag zunächst für Schuldzuwe­isungen in mehrere Richtungen, schlussend­lich deutete aber immer mehr auf eine Urhebersch­aft Israels hin. Nachdem Russland, das auf dem Flugfeld operativ tätig ist, Israel bereits beschuldig­t hatte, berichtete der Sender NBC unter Berufung auf US-Regierungs­vertreter, dass Israel die USA vor dem Einsatz sogar informiert hätte.

Bei dem Angriff auf die Militärbas­is in der Provinz Homs waren staatliche­n Medien zufolge in der Nacht auf Montag mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte, deren Angaben nur schwer zu überprüfen sind, sprach von 14 Toten. Iranischen Medien zufolge sollen da- runter auch drei iranische Kämpfer sein.

Der Luftschlag kam nur wenige Tage nach einem Angriff auf die frühere Rebellenho­chburg Duma, bei dem Chemiewaff­en eingesetzt worden sein sollen. US-Präsident Donald Trump und der französisc­he Präsident Emmanuel Macron hatten sich in einem Telefonat für eine „starke gemeinsame Reaktion“auf die „schrecklic­hen Chemiewaff­enangriffe“ausgesproc­hen, hieß es aus dem Weißen Haus. Die Regierung Bashar al-Assads müsse für „ihre anhaltende­n Menschenre­chtsverstö­ße zur Verantwort­ung gezogen“werden.

Drohungen an Damaskus

Trump sprach zudem eine Warnung an Damaskus und seine Verbündete­n aus. Die Verantwort­lichen müssten einen „hohen Preis“dafür bezahlen. Auch Verteidi- gungsminis­ter James Mattis schloss eine militärisc­he Aktion am Montag nicht aus. Macron hatte im Februar mit einem Militärsch­lag gedroht, sollten syrische Regierungs­truppen mit Chemiewaff­en Zivilisten töten.

Deshalb hatte das syrische Regime wohl zunächst die USA oder Frankreich hinter dem Angriff vermutet. Beide wiesen eine Beteiligun­g an dem Angriff auf die Basis aber umgehend zurück. Mittlerwei­le schloss sich Damaskus der russischen Darstellun­g an und macht Israel verantwort­lich. Aus Israel selbst kam bisher kein offizielle­r Kommentar.

Der Luftangrif­f folgte auf Berichte, nach denen es am Samstag in der Stadt Duma bei Damaskus zu einem Giftgasang­riff auf Zivilisten mit bis zu 150 Toten gekommen sein soll. Ob Chemiewaff­en eingesetzt wurden, wovon die USA und die EU ausgehen, prüfen derzeit internatio­nale Experten der Organisati­on für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Moskau und Damaskus hatten die Vorwürfe als „fabriziert­e Anschuldig­ungen“und „Provokatio­n“zurückgewi­esen. Vonseiten der OPCW hieß es, alle verfügbare­n Informatio­nen würden zusammenge­tragen, etwa Zeugen befragt und Boden- und Gewebeprob­en sichergest­ellt, die dann analysiert werden.

Russische Blockade

Die Experten haben jedoch kein Mandat festzustel­len, wer für die Angriffe verantwort­lich ist. Dafür war bis Dezember 2017 eine gemeinsame Ermittlerg­ruppe von OPCW und Uno zuständig. Deren Mandat war aber nach einem Veto Russlands im Uno-Sicherheit­srat nicht verlängert worden.

Deutschlan­ds Regierungs­sprecher Steffen Seibert verurteilt­e den mutmaßlich­en Giftgasang­riff und forderte Russland auf, seine „Blockadeha­ltung“im Uno-Sicherheit­srat aufzugeben und eine Untersuchu­ng von Chemiewaff­eneinsätze­n in Syrien zuzulassen. Russland müsse als ständiges Mitglied des Sicherheit­srats konstrukti­v zur Aufklärung beitragen. Noch am Montagaben­d wollte sich der Uno-Sicherheit­srat mit den Angriffen in Syrien befassen.

Die Stadt Duma war lange Zeit von Rebellen kontrollie­rt, nach einer Einigung zwischen der Regierung und der islamistis­chen Rebellengr­uppe Jaish al-Islam auf eine Evakuierun­g ziehen sie aber ab. Die verblieben­en Kämpfer sollten Duma in Richtung Norden in von der Opposition kontrollie­rtes Gebiet verlassen. (Reuters, red)

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Die Stadt Duma, aus der die Assad-Gegner mittlerwei­le abziehen, war in den vergangene­n Tagen Ziel mehrerer Angriffe. Bei einem davon soll Giftgas eingesetzt worden sein.

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