Der Standard

Gerichte hoffen auf Happy End in letzter Sekunde

Justiz- Geldnot: Richterpro­test am Mittwoch, Treffen mit Regierung am Donnerstag

- Maria Sterkl

Wien – Für den Protest muss sogar der Mordprozes­s ruhen: Ein Strafverfa­hren am Landesgeri­cht Klagenfurt Mittwochfr­üh wird unterbroch­en, weil im Verhandlun­gssaal eine „Informatio­nsveransta­ltung“der Richter stattfinde­t. Es ist laut Richterspr­echerin Sabine Matejka nichts weniger als „die Öffentlich­keit“, die hier informiert werden soll – und zwar über die drohende Geldnot der Justiz und ihre Folgen.

Die seien in Klagenfurt nämlich besonders stark spürbar. Am Landesgeri­cht, das mit der Fülle an Hypo-Prozessen beschäftig­t war und auch noch ist, sollen im aktuellen Jahr fast zehn Prozent der Richter eingespart werden. Vier der 45 Richter gehen bis Jahresende in Pension, die Stellen werden nicht nachbesetz­t. Zugleich nimmt das Arbeitsauf­kommen zu: Alle bestehende­n Sachwalter­schaften müssen von Richtern neu geprüft werden. Es geht in ganz Österreich um über 60.000 Fälle, die binnen eines Jahres durchforst­et werden müssen. Diese Prüfungen müssen zusätzlich zur täglichen Gerichtsar­beit erledigt werden – es wären also mehr Stellen notwendig, nicht weniger, heißt es in der Richtersch­aft.

Proteste möglich

Zugleich wird bei den Kanzleikrä­ften der Richter gespart. Beide Kürzungen, jene bei den Juristen und jene bei den Bürokräfte­n, sollen zurückgeno­mmen werden, fordert die Richterver­einigung. Passiert das nicht, seien massive Proteste die Folge.

Nun hoffen Regierung und Justiz auf einen Kompromiss in letzter Sekunde. Am Donnerstag treffen die Standesver­treter noch einmal mit Regierungs­vertretern zusammen. Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache (FPÖ), der für den Stellenpla­n im öffentlich­en Dienst zuständig ist, und Justizmi- nister Josef Moser, der das knappe Justizbudg­et aufzuteile­n hat, hätten den Richtern ihre Teilnahme zugesagt, so Matejka, die sich „sehr gespannt“zeigt.

Ein Knackpunkt liegt beim Personalpu­ffer, den sich die Gerichte halten, um Ausfälle durch Mutterschu­tz und Freistellu­ngen schnell abdecken zu können. Solche Ausfälle kommen öfter vor als früher, weil der Frauenante­il an Richtern gestiegen ist. Angesichts des knappen Justizbudg­ets soll dieser Puffer von rund 40 Stellen nun wegfallen.

Sparen würde man sich dadurch aber nicht viel, meinen die Richter. Die Stellen seien nämlich mit Richteramt­sanwärtern besetzt worden. Diese standen schon bisher auf der Payroll. Fallen die Stellen weg, gibt es für die Nachwuchsj­uristen keinen Platz – einige von ihnen könnten in die Privatwirt­schaft gehen. Sie würden dann der Justiz womöglich abhandenko­mmen.

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