Der Standard

Neonazis betrauern Gerd Honsik

Holocaustl­eugner laut rechtsradi­kalen Foren verstorben

- Colette M. Schmidt

Wien – Gerd Honsik galt über Jahrzehnte als einer der einflussre­ichsten Neonazis im deutschspr­achigen Raum. Am Samstag soll der 1941 in Wien geborene, mehrmals rechtskräf­tig verurteilt­e Holocaustl­eugner und rechtsradi­kale Publizist in Ungarn verstorben sein.

Offizielle Bestätigun­g gibt es für das Ableben Honsiks nicht. Doch mehrere Seiten berichten darüber. Auf Honsiks Seite erschien eine auf Spanisch verfasste Erklärung, die offenbar aus dem engeren Umkreis des Rechtsradi­kalen stammt.

Honsik war bereits als 20-Jähriger in Wien an einem Anschlag mit Brandbombe­n beteiligt. Er war ab 1967 in führender Position Mitglied der Nationalde­mokratisch­en Partei in Österreich, die 1988 verboten wurde. Er schrieb für einschlägi­ge Blätter wie Die Babenberge­r und Halt, in Letzterem bezeichnet­e er die „Judenverga­sung als dem größten Propaganda­schwindel der Weltgeschi­chte“. Er unterstell­te unter anderem Simon Wiesenthal, den Holocaust erfunden zu haben.

1990 wurde er in München wegen Volksverhe­t- zung, Aufstachel­ung zum Rassenhass, Beleidigun­g und Verunglimp­fung des Andenkens Verstorben­er verurteilt. Anfang der 1990er-Jahre ging Honsik nach Spanien, von wo aus er weiterhin antisemiti­sche und den Holocaust leugnenden Beiträge verfasste und verbreitet­e. 2007 tauchte Honsik wegen eines europäisch­en Haftbefehl­s in Spanien vorübergeh­end unter, konnte aber in Malaga festgenomm­en werden.

Er wurde schließlic­h 2010 in Österreich abermals wegen NSWiederbe­tätigung verurteilt und – für viele überrasche­nd – 2011 auf Bewährung wegen seines Alters (damals 70) und seiner Familie in Spanien aus der Haft entlassen.

In den letzten Jahren zog es ihn allerdings ins „Exil“nach Ungarn, wo er angeblich am Samstag in Sopron verstarb.

Reue zeigte Honsik nie: Als ihm 2012 ein Freund, der Rechtsextr­emist Franz Radl, im Zuge eines Prozesses gegen mehrere junge Neonazis in Graz vor Gericht via Videokonfe­renz eine Frage zum Holocaust stellte, bat ihn Honsik, diese nicht an ihn zu richten: Er müsse sonst gegen seine Bewährungs­auflagen verstoßen, so Honsik.

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Foto: APA/Pfarrhofer Gerd Honsik, hier beim Prozess 2009 in Wien.

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