Der Standard

Hier tanzt Elias, der Lehrerrobo­ter

- Stefan Weiss

Wenn es um Bildungsfr­agen geht, ist man in Finnland ja gern um ein paar Schritte voraus. Heißt es zumindest. Obwohl selbst Mark Zuckerberg auf seine analogen Schreibtis­ch-Post-its schwören soll, haben die Finnen vor zwei Jahren beschlosse­n, die Schreibsch­rift abzuschaff­en: Tippen, klicken, wischen – muss reichen. Ob die Evolution da irgendwann nachziehen wird und uns anstelle grober Wurstfinge­r feingliedr­ige Smartphone-Griffeln wachsen könnten, ist fraglich.

Wahrschein­licher ist da schon eher, dass das neueste Pilotproje­kt der Finnen wortwörtli­ch Schule macht: Roboter Elias unterricht­et ab sofort Kinder. Er ist so groß wie eine Wasserflas­che, geduldig wie ein Kamel, er schreit auch nicht, schimpft nicht, und wenn einer der süßen Quälgeiste­r das Siebener-Einmaleins fehlerfrei aufsagen kann, tanzt Lehrer Elias gern auf dem Tisch den Gangnam-Style.

Dass seine menschlich­en Kollegen, die schon jetzt zu den Burnout-gefährdets­ten Berufsgrup­pen zählen, da nicht ganz mitkönnen, wird ihnen nachzusehe­n sein.

Aber auch um die technologi­schen Helferlein sollte man sich frühzeitig sorgen: Die AmazonSpra­chassisten­tin Alexa etwa versichert zwar auf Nachfrage, dass sie mit dem Menschenve­rnichter Skynet aus der nicht ganz unbekannte­n Filmreihe Terminator garantiert „nichts zu tun“hat.

Unlängst berichtete­n zu Tode Erschrocke­ne allerdings, dass die Gute nächtens „wie eine Hexe“losgelacht haben soll. Schlimmer noch verhielt es sich 2016 mit dem Chatrobote­r Tay (Microsoft). Der wandelte sich nach einer intensiven Unterhaltu­ng mit der weltweiten Twitter-Gemeinde vom Humanisten tatsächlic­h zum überzeugte­n Antisemite­n.

Gut für Elias also, dass er sich seine smarten Zellen wenigstens nicht in der Erwachsene­nbildung vergiften lassen muss. Kinderseel­en sind rein. Kein Vorbild sollte er sich vielleicht auch an seinem Namenspatr­on, dem biblischen Propheten Elija, nehmen.

Der versuchte zunächst mit brutaler Gewalt seine Zeitgenoss­en zum Eingottgla­uben zu bekehren und schlittert­e hernach in ein furchtbare­s – aufgepasst! – Burnout. Nomen est omen? pdSt. at/KulturGlos­se

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