Pretty in Pink und scharf auf Grün
Dass sich sein Hemd mit dem berühmten Jackett schlug, focht ihn nicht an. Auch aus modischer Sicht war Patrick Reed im 82. US Masters der Golfer ein überraschender Sieger. Seine Frau Justine stand ihm zur Seite. Bernd Wiesberger war leicht frustriert.
Augusta – Patrick Reed nahm die extravagante Modesünde bewusst in Kauf, der 27-Jährige ist schließlich seit jeher um Aufmerksamkeit bemüht. Im pinken Shirt und mit dem wohl begehrtesten grünen Jackett der Welt schritt der Texaner also stolz über die Anlage des Augusta National Golf Club – und bejubelte den Triumph beim US Masters mit der Person, die ihm nicht nur kleidungstechnisch am nächsten stand.
„Ich danke vor allem meiner Frau, die mich immer unterstützt hat“, sagte Reed. Was zunächst wie eine Plattitüde klang, besaß einen wahren Kern: Denn Ehefrau Justine, die neben ihrem grünen Oberteil eine pinke Weste und eine auch nicht unauffällige Hose trug, ist die mentale Stütze des sonderbaren Patrick.
Auch aufgrund der psychischen Stabilität war es ihm am finalen Sonntag gelungen, die An- griffe der Rivalen zu kontern. Zu Beginn der Runde hatte Nordirlands Star Rory McIlroy attackiert, auf den Schlussbahnen dann Reeds Landsleute Rickie Fowler und Jordan Spieth. Sie mussten sich letztlich mit den Plätzen zwei und drei begnügen, weil Reed in den brenzligen Situationen sein bestes Golf auspackte.
„Ich habe das Golf gezeigt, das ich benötige, um dort hinzukommen, wo ich sein will“, sagte Reed, der in seiner typisch selbstüberzeugten Art nachschob: „Ich will die Nummer eins der Welt werden.“Er gewann mit einem Gesamtscore von 15 Schlägen unter Par und erhielt einen Siegerscheck über umgerechnet 1,62 Millionen Euro. Durch den Triumph beim ersten Major der Saison verbesserte er sich zunächst auf Rang elf der Weltrangliste, „aber ich hoffe, dass ich noch viel erreichen kann.“
Zuzutrauen ist es ihm nach der Gala-Vorstellung an der Magnolia Lane jedenfalls. Während der Burgenländer Bernd Wiesberger, der zu Beginn der zweiten Runde kurzfristig in Führung gelegen war, am Ende auf Rang 24 kam und damit immerhin den hoch gehandelten Superstar Tiger Woods (32.) hinter sich ließ, hatte Reed bei seinem fünften Masters-Start schon nach der zweiten Runde an der Spitze gelegen. Die konstante Leistung würdigte auch US-Präsident Donald Trump, der in einem Tweet von einem „großen und mutigen Sieg“schrieb.
Die Courage, mit der Reed immer wieder attackierte, stellte dabei eine Parallele zu seinem bisherigen Leben dar. Schon zu CollegeZeiten hatte Reed mutige, mitunter sogar unerlaubte Entscheidungen getroffen. So soll er einmal einen fremden Ball gespielt haben, weil sein eigener zu tief im Rough lag. Dass er wegen eines seit mehreren Jahren andauernden Familienstreits weiterhin seine Eltern von Turnieren auslädt, ist zudem auch beileibe kein einfacher Entschluss.
„Ich bereue nichts“, meinte Reed, der sich bereits vor Jahren mit Woods und „den anderen Legenden des Golfs“auf eine Stufe gestellt hatte. „Ich stehe zu allem, was ich mache und sage.“Darin – und in der Auswahl seiner Hemden – wird er vor allem von Ehefrau Justine bestärkt.
Schwacher Trost
Wiesberger ging als 15. auf die Schlussrunde, diesen Platz hatte er 2015 am Ende belegt. Diesmal fiel er leicht zurück, weil die Putts nicht fielen. 76.507 Euro Preisgeld und zwei aufgeholte Plätze in der Weltrangliste (55.) trösteten ihn nicht wirklich. „Es ist schon etwas frustrierend.“(sid, APA, red)