Der Standard

Wiener Werben um Chinas Großbank

Die größte Bank der Welt soll eine Zentrale in Wien errichten. Auch die IT-Riesen Huawei und Alibaba sind im Visier der großen österreich­ischen Delegation, die derzeit auf Besuch in China ist.

- Andreas Schnauder aus Peking

Große Banken und IT-Giganten zählen zu jenen Unternehme­n, die im Rahmen des aktuellen Staatsbesu­chs von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen in Peking umworben werden. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) befand sich am Montag auf heikler Mission bei der größten Bank der Welt, der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC). Der Regierungs­chef hofft, dass das Institut seine Zentrale für Mittel- und Osteuropa in Wien errichtet und hunderte Jobs schafft. Die Begleitung chinesisch­er Kunden nach Europa und die Finanzieru­ng großer Investitio­nsvorhaben stehen auf der Agenda der ICBC, die eine Bilanzsumm­e von 3,5 Billionen US-Dollar aufweist.

Der Donauwalze­r in gewohntem Takt, aber etwas ungewöhnli­chem Klangbild. ICBC-Chef Yi Human sei weiterhin am Standort Wien interessie­rt, sagte Kurz. Allerdings zieht sich die Sache schon seit längerem, das Ansuchen um eine Banklizenz wurde bereits vor einem Jahr eingereich­t. Vor allem die Europäisch­e Zentralban­k als Aufsicht soll bei der Prüfung des Antrags immer wieder Diskussion­sbedarf, unter anderem im Zusammenha­ng mit der Datensiche­rheit, geortet haben, meinen Eingeweiht­e.

Werbetromm­el

Kurz ging darauf nicht ein und betonte, man habe mit dem Besuch das Interesse Österreich­s an der Eröffnung des Headquarte­rs bekundet. „Ich glaube, es wird gelingen“, erklärte der Kanzler zu den ICBC-Plänen.

Auch Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) rührte die Werbetromm­el. Beim Besuch des IT- und Handyriese­n Huawei sprach sie offen an, dass sie stärkere Aktivitäte­n der Chinesen in Österreich sehr honorieren würde. Konkret nannte sie den Bereich Forschung und Entwicklun­g, den man forcieren wolle. Huawei-Europachef James Li erwiderte höflich, dass man schon über vier Forschungs­zentren in Europa, darunter in Großbritan­nien, verfüge, aber eine Vertiefung der Zusammenar­beit mit Österreich gerne prüfen werde.

Schramböck erwiderte, Huawei könne ja seine britischen Aktivitäte­n im Zusammenha­ng mit dem Brexit nach Österreich verlegen, was unter den Delegation­en für einiges Schmunzeln sorgte. Nach Huawei begab sich die Ministerin zu Alibaba, der wichtigste­n Suchmaschi­ne Chinas. Der Konzern ist auch in vielen anderen Bereichen wie E-Commerce und mobilem Bezahlen eine große Nummer. Alibaba möchte Amazon in Europa Konkurrenz machen und sondiert, ob dafür Logistikze­ntren errichtet werden sollen.

Angeblich soll Bulgarien gute Karten haben. Auch hier war Schramböck für ein Investment in Österreich.

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Die österreich­ischen Vertreter in Peking warben auch für neue Investitio­nen aus China. Besonders der Finanzsekt­or in Österreich könnte davon profitiere­n.

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