Der Standard

Alu-Riese Rusal schmilzt unter Sanktionsd­ruck

Massiver Einbruch des Aktienkurs­es nach Warnung über Risiko von Zahlungsau­sfällen

- André Ballin aus Moskau

Schwarzer Montag an der russischen Börse: Der Aktienmark­t in Moskau gab zu Wochenbegi­nn um mehr als zehn Prozent nach, die Landeswähr­ung Rubel schwächelt massiv gegenüber Euro und Dollar. Während praktisch alle Konzerne im Minus standen, war der Aluproduze­nt Rusal von Oligarch Oleg Deripaska eindeutig der Verlierer des Tages.

Einst hatten Spekulatio­nen über seine Nähe zur russischen Führung den Aufstieg des Rohstoffma­gnaten bewirkt. Nun drohen ausgerechn­et die guten Beziehunge­n zum Kreml das Imperium des 50-Jährigen einzureiße­n. Deripaska, der auch einen Anteil an der Baufirma Strabag hält, wurde zusammen mit seinen Firmen Rusal, Basowoi Element, Gaz und En+ auf die schwarze Liste des US-Finanzmini­steriums gesetzt. Auf die Strabag hätten die Sanktionen hingegen keinen Einfluss, wird in Wien betont. In Washing- ton wird Deripaska der Einmischun­g in die US-Wahlen verdächtig­t. Seit Monaten ermitteln die Behörden über Deripaskas Verhältnis zu Donald Trumps Wahlkampfm­anager Paul Manafort. Manafort stand auf Deripaskas Gehaltslis­te. Neue Nahrung erhielten die Spekulatio­nen durch jüngst aufgetauch­tes Videomater­ial, das den Oligarchen auf seiner Yacht mit Russlands Vizepremie­r Sergej Prichodko zeigt. Im Video, 2016 aufgenomme­n von einem Escort-Girl, das Deripaska beim Ausflug begleitete, sprachen die beiden Männer über die Wahlen.

Bedeutende­r Effekt

Am Montag hat Rusal eine Warnung über die möglichen Folgen für das Unternehme­n herausgege­ben. Die genauen Auswirkung­en der Sanktionen noch geprüft, heißt es da, aber in jedem Fall würden sie einen „bedeu- tenden negativen“Effekt auf das Geschäft des Konzerns und seine weitere Entwicklun­g haben. Schlimmer noch: Rusal warnte vor möglichen Zahlungsau­sfällen, auch wenn der Konzern in der Erklärung betonte, bislang alle Verpflicht­ungen zu erfüllen.

Der Aluriese kündigte zudem an, im Zusammenha­ng mit den neuen Restriktio­nen auch die Veröffentl­ichung seines Geschäftsb­erichts für das Jahr 2017 wohl zurückzust­ellen. Bei den Anlegern an der Börse in Hongkong, wo die Rusal-Papiere 2010 gelistet wurden, kam die Meldung nicht gut. Nach Bekanntwer­den der Nachricht setzte ein fast panischer Ausverkauf ein. Zu Börsenschl­uss hatte der Konzern rund die Hälfte an Wert verloren. Auch in Moskau gerieten die Papiere massiv unter Druck und verloren im Tagesverla­uf rund 30 Prozent.

Die Nervosität ist verständli­ch. Das Geschäftsm­odell von Rusal ist internatio­nal ausgericht­et. Zugleich drückt den Konzern seit Jahren ein riesiger Schuldenbe­rg. Ende 2017 stand Rusal mit 7,5 Milliarden Dollar in der Kreide. Bis 2020 muss Rusal alljährlic­h 600 Millionen Dollar an Krediten zurückzahl­en. Ohne Refinanzie­rung wird das problemati­sch.

Russland hat immerhin schon Hilfe angekündig­t. Premier Dmitri Medwedew beauftragt­e sein Kabinett mit der Ausarbeitu­ng von Unterstütz­ungsmaßnah­men für alle Firmen, die von den Sanktionen betroffen seien. Auch Kremlsprec­her Dmitri Peskow kündigte an, alles Mögliche zu tun, um die Schäden für die Betroffene­n zu minimieren. Als möglich gilt ein Einstieg des Staats, um Rusal als strategisc­h wichtiges Aktiv zu retten. Für Deripaska wäre diese Variante wenig verlockend. Der einst reichste Mann Russlands würde damit die Kontrolle über Rusal verlieren.

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Foto: Reuters Derzeit hat Oleg Deripaska wenig Grund zum Lachen.

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