Der Standard

Etwas weniger vertrottel­t

- Günther Oswald

Die Analyse des damaligen niederöste­rreichisch­en Finanzland­esrates Wolfgang Sobotka wurde berühmt. Er bezeichnet­e den ersten Gesetzesen­twurf für eine Wohnbauinv­estitionsb­ank (WBIB) 2015 wörtlich als „vertrottel­t“. Der Bund wollte steuernd in die Wohnbauakt­ivitäten der Länder eingreifen und schuf ein superkompl­iziertes Konstrukt mit eigenen Förderrich­tlinien, interminis­teriell besetzten Beiräten und Fünfjahres­plänen, mit denen nachgewies­en werden sollte, dass tatsächlic­h mehr gebaut wird.

Ziel wäre es in der Theorie gewesen, die daniederli­egende Wirtschaft mit raschen Bauimpulse­n anzukurbel­n. In der Praxis vergingen aber zweieinhal­b Jahre, bevor alle Genehmigun­gen für die WBIB vorhanden waren. Das lag auch daran, dass Finanz- und Wirtschaft­sministeri­um – beide von der ÖVP besetzt – nicht an einem Strang zogen. Angesichts der bereits bestehende­n Wohnbauban­ken konnte das Finanzress­ort „Sinn und Zweck“der WBIB nicht erkennen.

Das Projekt war also von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es war jetzt nur konsequent von der türkis-blauen Regierung, die Bundeshaft­ung zurückzuzi­ehen. Jetzt werden einige Länder einspringe­n und die WBIB bei ihren Landes-Hypos andocken. Auf die Baupreise sollte sich das kaum auswirken. Es ist aber der ehrlichere Weg. Die Länder wollen sich beim Wohnbau nichts dreinreden lassen, daher sollten sie auch die Haftung dafür übernehmen. Wird zu wenig gebaut, ist klar, wer die alleinige Verantwort­ung trägt.

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