Der Standard

Kopf des Tages

Donald Trumps stets loyaler „Pitbull“

- Gerald Schubert

Michael Cohen, der private Anwalt von US-Präsident Donald Trump, geriet ins Visier des FBI, das nun sein Büro durchsucht­e.

Wenn sich Michael Cohen für jemanden begeistert, dann so richtig. „Ich dachte, das ist die größte Sache überhaupt“, sagte er einmal über seine Gefühle während der ersten Monate in der Amtszeit eines US-Präsidente­n. Die Rede war damals allerdings nicht von seinem heutigen Vertrauten Donald Trump, sondern von dessen Vorgänger Barack Obama, diesem – so Cohen – „fantastisc­hen Redner, der das Land verändern würde“.

Heute ist der 51-Jährige persönlich­er Anwalt von US-Präsident Donald Trump. Von Obama war er bald enttäuscht, zumal die USA während dessen Präsidents­chaft zu einem „Dritte-Welt-Land“geworden seien – eine Diktion, die auch Trump gern verwendet. Cohens Verehrung für Trump ist aber nicht ganz neu: Bereits in seiner Highschool­zeit sei er fasziniert gewesen von Trumps Buch The Art of the Deal, das er gleich zweimal hintereina­nder gelesen habe.

Michael Cohen ist Sohn einer Krankensch­wester und eines jüdischen Holocaust-Überlebend­en, der später in den USA Chirurg wurde. Aufgewachs­en ist Cohen in Long Island, seine Ausbildung zum Juristen erhielt er an Universitä­ten in Washington D.C. und Michigan. Nach einigen Jahren in Anwaltskan­zleien lernte er Trump kennen und schätzen, in dessen Immobilien er inzwischen mehrere Apartments erworben hatte.

Bereits vor der Präsidents­chaftswahl 2012 kreierte er gemeinsam mit anderen eine Website, die eine Kandidatur Trumps ins Spiel brachte. Manche glauben, dass er diesem damit den Anstoß gab, es 2016 tatsächlic­h zu versuchen – mit dem Ergebnis, dass er heute den amtierende­n US-Präsidente­n in dessen Rechtsange­legenheite­n vertritt.

Cohen, ein Republikan­er, der 1988 noch den demokratis­chen Präsidents­chaftskand­idaten Michael Dukakis unterstütz­t hatte, tut das mit der ihm eigenen Hingabe. Der zweifache Familienva­ter ist als Jurist berüchtigt für seine Angriffslu­st und hat sich längst den Spitznamen „Trumps Pitbull“erworben. Auch in der Causa um die Pornodarst­ellerin Stormy Daniels, die über eine Affäre mit Trump berichtet und der Cohen nach eigener Aussage 130.000 Dollar gezahlt hatte – wohl um sie genau davon abzuhalten –, ist er loyal wie immer: Trump habe von der Transaktio­n nichts gewusst, sagt Cohen, dessen Büro am Dienstag vom FBI durchsucht wurde – und der sich Trump einst deshalb zuwandte, weil der Rest der Welt den Respekt vor den USA verloren habe.

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Foto: Reuters Michael Cohens Anwaltskan­zlei wurde vom FBI durchsucht.

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