Der Standard

Hymne auf der Autobahn

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Kaum hat sie gesungen, muss sie wieder schweigen. In den Niederland­en haben Politiker Autofahrer­n zu patriotisc­hem Musikgenus­s verholfen. Rillen wurden in den Asphalt eines Straßenstü­cks in Friesland gefräst: Sobald Autos mit mehr als 60 drüberfuhr­en, ertönten die ersten Takte der friesische­n Hymne. Die Straße als Schallplat­te und hörbare Geschwindi­gkeitsbegr­enzung.

Die Leutchen, die an der Hymnenstre­cke wohnen, empfanden die Dauerbesch­allung freilich als „seelische Folter“, wie eine Betroffene im Fernsehen klagte. Daher muss die singende Straße nun verstummen.

Dabei wäre die Sache etwas für Österreich: Ein Autobahnte­ilstück, das die Bundeshymn­e singt, bis zu den großen Töch- tern? Der blaue Verkehrsmi­nister will ja die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf Autobahnen um zehn km/h erhöhen und braucht dazu eine Teststreck­e für Tempo 140. Die könnte er mit Bundeshymn­enrillen ausstatten lassen. 141 km/h, und schon ertönt warnendes Landderber­gelanddert­öchter-Brummen. Ja, und die Anrainer blieben dank Lärmschutz unbeschall­t.

Vielleicht könnte mit der Hymnenidee ja sogar die unverstand­ene Rettungsga­sse gerettet werden – als eine Art hörbares Leitsystem auf die richtige Spur. Mir der haben sich die Autofahrer noch immer nicht angefreund­et, obwohl die Regel eigentlich ganz einfach ist: Nur ganz Linke nach links, alle anderen nach rechts. So, wie es halt ist in Österreich.

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