Der Standard

„Wir sind zu allem entschloss­en“

Gewerkscha­ft und Ärztekamme­r machen mit erster Betriebsve­rsammlung mobil gegen AUVA-Auflösung

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Wien – Mit drastische­n Worten wurde nicht gespart. Die Regierung setze „in letzter Konsequenz das Leben von Menschen aufs Spiel“, warnte Manfred Rabenstein­er. Er ist Betriebsra­t im Lorenz-Böhler-Unfallkran­kenhaus, wo am Dienstag die erste von Gewerkscha­ft und Ärztekamme­r organisier­te Betriebsve­rsammlung gegen Pläne zur Auflösung der Allgemeine­n Unfallvers­icherung (AUVA) stattfand.

An die 300 Mitarbeite­r fanden sich vor dem Gebäude in WienBrigit­tenau ein, um ihren Unmut über die Überlegung­en von Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger-Klein (FPÖ) kundzutun. Dass es, wie die Ministerin am Dienstag neuerlich versichert­e, nicht um die Schließung von Spitälern gehe („Die Standorte werden alle garantiert“), sondern nur um die Sozialvers­icherungss­truktur, beruhigt in der AUVA niemanden.

Betriebsra­t Rabenstein­er hätte es überhaupt am liebsten, wenn die blaue Ministerin bald Geschichte wäre. „Frau Minister! Nehmen Sie die Forderung zurück, die AUVA zu schließen! Und im Anschluss Ihren Hut!“

Noch pointierte­r formuliert­e es sein Kollege Heinz Brenner: „Wenn jemand so etwas vorhat, dann sollte er auf sein Türschild schreiben: ‚Ministerin für Krankheit und Asoziales‘.“

Die designiert­e Chefin der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten, Barbara Teiber, ließ Türkis-Blau wissen: „Wir werden gemeinsam weiterkämp­fen für den Erhalt der AUVA.“Noch klarer war die Botschaft von Arbeiter-Betriebsra­t Peter Redl: „Wir sind zu allem entschloss­en.“In den kommenden Tagen sind weitere Betriebsve­rsammlunge­n angesetzt. Am Mittwoch in Linz, am Donnerstag wieder in Wien, am Freitag in Salzburg.

Auch die SPÖ wettert gegen eine Auflösung der AUVA. Senke man den Unfallvers­icherungsb­etrag, wie angekündig­t, von 1,3 auf 0,8 Prozent, bedeute das eine Entlastung der Unternehme­n um 500 Millionen Euro, sagte Parteichef Christian Kern. „Das ist eine klassische schwarz-blaue Umverteilu­ng von unten nach oben.“

Aber auch auf ÖVP-Seite gibt es Kritiker. Der Tiroler Arbeiterka­mmer-Chef Erwin Zangerl, der dem VP-Arbeitnehm­erbund angehört, erklärte: „Sollten die AUVA aufgelöst und die neun Gebietskra­nkenkassen zentralisi­ert werden, ist die Schmerzgre­nze überschrit­ten.“Er spricht von einer „Kriegserkl­ärung an alle Leistungst­räger“.

Für eine „echte“Reform plädiert Neos-Chef Matthias Strolz. Die Pinken fordern die Übergabe der Unfallkran­kenhäuser an die Länder sowie eine Arbeitsunf­allversich­erungspfli­cht statt der Pflichtver­sicherung für die Firmen. (red)

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An die 300 Mitarbeite­r versammelt­en sich am Dienstag vor dem Lorenz-Böhler-Unfallkran­kenhaus in Wien-Brigittena­u. Ohne Allgemeine Unfallvers­icherung geht es aus ihrer Sicht nicht.

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