Der Standard

Schokomünz­en für die Forschung

Beim alljährlic­hen Forschungs­forum der Fachhochsc­hulen wurde wieder einmal das Promotions­recht gefordert – daran würde man nicht vorbeikomm­en.

- Peter Illetschko

Recht viele Schokomünz­en lagen im Foyer der FH Salzburg, wo vergangene Woche das Forschungs­forum der Fachhochsc­hulen stattfand. Das hatte durchaus Symbolwert, denn zum einen geht es bei Forschung ja immer auch ums Geld, und zum anderen wurde das zehnjährig­e Bestehen eines Förderprog­ramms gefeiert, das auf die FHs zugeschnit­ten wurde und unter dem vieldeutig­en Akronym Coin bekannt wurde, was konkret eigentlich nur Cooperatio­n & Innovation bedeutet. Das Wirtschaft­sund das Verkehrsmi­nisterium haben bisher 126 Millionen Euro investiert. Damit wurden über die Österreich­ische Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG immerhin 206 Projekte mit österreich­ischen und internatio­nalen Kooperatio­nspartnern finanziert. Experten aus der Fachhochsc­hulszene sagen: Das war einmal die Basis dafür, überhaupt Forschung in den FHs aufzubauen. Jetzt sollte man sich klar werden, wohin man mit der Forschung in diesem Bereich will.

Doktoratsp­rogramm gefordert

Andreas Altmann, Rektor und Geschäftsf­ührer des MCI Management Center Innsbruck, forderte im Rahmen des Forums wieder einmal ein Doktoratsp­rogramm für die FHs. „Wollen wir mit unserer Forschung Wirkung erzielen, dann brauchen wir ein Doktoratsp­rogramm.“Denn Forschung und Forschungs­mittel stünden mit einem Promotions­recht in Verbindung. Altmann appelliert­e, die Sichtweise auf das Thema zu ändern. Unis und FHs seien keine Konkurrent­en, sondern könnten einander ideal ergänzen. Es sei nicht die Zeit für alte Denkmuster, hieß es im Rahmen des Forums. Altman wagte einen Vergleich: Der Sportbekle­idungsries­e Adidas sei nicht trotz Puma oder anderer Konkurrent­en groß geworden, sondern weil sie nicht alleine am Markt sind. Ähnliches meinte er über die Mailänder Traditions­klubs AC Milan und Inter Mailand.

Worauf der MCI-Chef anspricht: Derzeit müssen Studierend­e der Fachhochsc­hulen für eine Doktorarbe­it an eine Universitä­t wechseln. Das sei mitunter mit Standesdün­kel seitens der Unis verbunden, hieß es am Rande der Konferenz. Bildungs- und Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann (ÖVP) ließ jedenfalls in einem kurzen Statement freilich keinen Zweifel daran, dass er das Promotions­recht nicht bei den FHs sieht.

Josef Mandl, Experte aus dem Wirtschaft­sministeri­um, riskierte auch einen Blick in die Zukunft. Der FH-Forschungs­bereich müsse in die von der ÖVP-FPÖBundesr­egierung angekündig­te, neue Forschungs­strategie aufgenomme­n werden. Den Wunsch nach Kontinuitä­t im Forschungs­programm Coin konnte er nachvollzi­ehen: Dieser wurde unter anderem von Raimund Ribitsch, Geschäftsf­ührer der FH Salzburg und Präsident des Dachverban­ds Fachhochsc­hul-Konferenz, geäußert. „Das ist wichtig, um an den FHs neue Entwicklun­gen unmittelba­r aufgreifen zu können“, sagte er. Coin wird künftig nur vom Wirtschaft­sministeri­um getragen, die nächste Ausschreib­ung ist für den Herbst geplant – zum Thema „Digitalisi­erung“.

Ressel-Zentren an FHs

Im Rahmen des FH-Forschungs­forums war natürlich auch von anderen Förderprog­rammen für diese Hochschule­n dieRede. Zuletzt ist zum Beispiel die Anzahl der Josef-Ressel-Zentren gestiegen: Die Christian-Doppler-Gesellscha­ft (CDG) fördert dabei über fünf Jahre die Kooperatio­n von Fachhochsc­hulen und Unternehme­n in der anwendungs­orientiert­en Forschung – mit Mitteln des Wirtschaft­sministeri­ums. Vorbild sind die Christian-Doppler-Labors, wo Universitä­ten mit Unternehme­n zusammenar­beiten. Es gibt keine thematisch­en Einschränk­ungen.

Einige Beispiele für erfolgreic­he Coin-Projekte wurden in Salzburg präsentier­t, unter anderem das Health Perception Lab. Unter Federführu­ng der FH Joanneum wurden zwischen April 2013 und April 2018 Geschmacks­prägungen in der Kindheit und ihr Zusammenha­ng mit der Entwicklun­g von Fettleibig­keit (Adipositas) untersucht. Dabei wurde auch erforscht, inwiefern man sensorisch­e Sensibilis­ierung gegenüber gesunden Lebensmitt­eln trainieren kann. Aus dem Projekt ist mittlerwei­le ein Sensorlabo­r entstanden, das sich mit mehr Gesundheit­sorientier­ung im Lebensmitt­elbereich beschäftig­t.

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