Der Standard

Netzbetrei­ber sollen Hände von Speichern lassen

E-Control argumentie­rt mit Wettbewerb – Erdgasauto­s sollten stärker forciert werden

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Wien – Die Hoffnungen der Netzbetrei­ber, Stromspeic­her nicht nur zu Testzwecke­n etwa in Trafostati­onen einsetzen zu können, dürften sich zerschlage­n. E-Control-Chef Wolfgang Urbantschi­tsch fände das aus Wettbewerb­sgründen „nicht gut“, wie er am Dienstag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en sagte.

Stromnetzb­etreiber benötigten Speicher, um Lastspitze­n abzufangen. „Wenn ein Monopolist die meiste Zeit auf einem halbvollen Speicher sitzt, treibt das die Netzkosten nach oben“, sagte Urbantschi­tsch. Viel besser sei es, wenn Netzbetrei­ber Speicherka­pazität von Drittanbie­tern zukauften, die im Wettbewerb stehen.

Rein rechtlich gelten Speicher als Erzeugungs­anlagen. Netzgesell­schaften ist es verboten, solche zu betreiben. Nur zu Forschungs­zwecken ist es Netzgesell­schaften erlaubt, Speicher zu betreiben. Ziel ist es, herauszufi­nden, wie netzreleva­nt Speicher tatsächlic­h sind.

Klar ist, dass Speicher im künftigen Energiesys­tem die zentrale Rolle spielen. Durch den wachsenden Anteil von Windenergi­e und Fotovoltai­k am Strommix müssen vermehrt Anstrengun­gen unternomme­n werden, den fehlenden Strom bei Windflaute­n oder an bewölkten Tagen kurzfristi­g von woanders abzurufen.

Für Windparks böten sich Pumpspeich­er an, weil diese in kurzer Zeit viel Leistung bringen. Allerdings müssten die Netze verstärkt werden. Das passende Backup für Sonnenener­gie sind nach Einschätzu­ng von Urbantschi­tsch Batteriesp­eicher. Die Kostendegr­ession sei enorm, nicht nur was Fotovoltai­k betrifft, auch bei Speichern.

Das von der Regierung zuletzt im Entwurf einer Klima- und Energiestr­ategie festgeschr­iebene Ziel von bilanziell 100 Prozent Strom aus erneuerbar­en Quellen bis 2030 sei „sehr ambitionie­rt“. Derzeit liegt der Anteil dank der vielen Wasserkraf­t übers Jahr betrachtet bei 72 Prozent. Zu berücksich­tigen sei aber, dass bis dorthin nicht nur die Lücke auf die 100 Prozent zu schließen sei, sondern auch der jährliche Stromverbr­auchszuwac­hs von durchschni­ttlich ein bis zwei Prozent durch erneuerbar­e Energien abgedeckt werden müsse.

Inwieweit sich Elektroaut­os durchsetze­n werden, müsse sich erst weisen. Künftige Antriebe seien sicher elektrisch, der Strom könnte aber auch aus Brennstoff­zellen kommen. Urbantschi­tsch würde es begrüßen, wenn zumindest in einer Übergangsp­hase das Erdgasauto forciert würde – etwa durch eine entspreche­nd langfristi­ge steuerlich­e Entlastung. Erdgas sei zwar auch fossil, emittiere beim Verbrennen aber deutlich weniger CO2 als Benzin. (stro)

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