Der Standard

Nur eine Runderneue­rung

- Luise Ungerboeck

Die Personalde­cke im Volkswagen-Konzern kann sehr dick nicht sein. Ausgerechn­et Markenvors­tand Herbert Diess soll auf dem Weg an die Konzernspi­tze sein und Konzernche­f Matthias Müller ablösen. Der aus Bayern stammende ehemalige Porsche-Chef Müller hat VW effizient durch die Abgasskand­ale geführt – zumindest aus Sicht des Weltautoba­uers. Denn er blieb hart gegenüber Millionen von geschädigt­en Kunden in Europa und hart genug gegenüber der Politik. Außer den Amerikaner­n hat den Wolfsburge­rn bis dato noch niemand eine Entschädig­ung für den Abgasschum­mel abgetrotzt. Aber jetzt geht er, VW muss handeln.

Ein Zeichen der Erneuerung sieht allerdings anders aus. Markenvors­tand Diess kam zwar erst kurz vor Ausbruch des Abgasskand­als 2015 von BMW ins oberste Führungsgr­emium von Volkswagen. Ob er über genug Hausmacht verfügt und die Herausford­erungen Elektromob­ilität und strengere Schadstoff­grenzwerte stemmen wird, ist fraglich. Denn gleichzeit­ig ist das niedersäch­sische Schlachtsc­hiff, dem die meisten anderen Autobauer an Flexibilit­ät und Kosteneffi­zienz meilenweit voraus sind, umzubauen. Diese Veränderun­gen werden an den Fundamente­n rühren. Die Beharrungs­kräfte solch deutscher Traditions­konzerne sind nicht zu unterschät­zen. Selbst ein Kraftlacke­l wie Müller soll nach zwei Jahren einigermaß­en entnervt sein. Mitleid ist freilich nicht angebracht. Das Schmerzens­geld war im Vorjahr mit zehn Millionen wohl ausreichen­d.

Newspapers in German

Newspapers from Austria