Zuckerbergs private Notizen zeigen seinen Plan B: Angriff auf Apple
Pressefotografen konnten nach dem Hearing Schnappschüsse von der Mappe des Facebook-Chefs anfertigen
Wien – Mehr als fünf Stunden dauerte die Anhörung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress. Als grobes Thema war der Datenmissbrauch durch die Wahlkampffirma Cambridge Analytica vorgegeben, doch es stand Abgeordneten frei, Zuckerberg auch zu anderen Themenkomplexen zu befragen. Dementsprechend breit war der Firmenchef vorab gecoacht worden. Fotos seiner Unterlagen zeigen nun, welche Strategien Zuckerberg bei bestimmten Fragestellungen eingesetzt hätte.
So hätte der Facebook-Chef im Notfall einen Angriff auf Apple gestartet. Dessen Chef Tim Cook hatte zuletzt nicht mit Kritik am sozialen Netzwerk gespart. Cook gab an, dass er seinem Neffen die Nutzung von Facebook verbieten würde. Das Geschäftsmodell des sozialen Netzwerks bezeichnete er als „Invasion in die Privatsphäre“.
Wären Cooks Wortmeldungen von USAbgeordneten zitiert worden, hätte Zuckerberg wohl auf Apples hohe Preise verwiesen. In seinen Unterlagen stand außerdem, dass es „viele Geschichten über Apps, die Apple-Daten missbrauchen“, gebe. Zuckerberg hätte die Abgeordneten darauf hinge- wiesen, dass sie „für alle denselben Maßstab anlegen müssen“. Auch auf Fragen nach einem möglichen Rücktritt als Firmenchef war er vorbereitet: „Facebook gegründet, meine Entscheidungen“, ist in den Unterlagen zu lesen. Außerdem müsse er der Politik, den Mitarbeitern und den FacebookNutzern Rede und Antwort stehen, hatte sich Zuckerberg notiert.
US-Medien gingen die abfotografierten Notizen im Detail durch. Unklar ist, warum der Firmenchef die Materialien einfach offen auf seinem Platz liegen ließ. Es ist nicht das erste Mal, dass Pressefotografen Unterlagen von Firmenchefs oder Politikern ablichten. Zuletzt hatte es etwa Häme für USPräsident Donald Trump gegeben, der sich bei einem Treffen mit Überlebenden eines Amoklaufs einen Zettel mit verständnisvollen Plattitüden mitgenommen hatte. Dass Zuckerbergs Unterlagen ausgerechnet in einem Hearing zum Thema Privatsphäre geleakt wurden, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Medienethisch wird die Veröffentlichung der Schnappschüsse mit der offenen Platzierung auf dem Tisch und dem Informationswert solcher Notizen begründet. (fsc)