Der Standard

Volksabsti­mmung wider Willen

Lustenau muss trotz Ikea-Rückzieher­s abstimmen

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Lustenau – Nach dem Rückzieher von Ikea – in Lustenau soll nun doch kein Möbelmarkt errichtet werden – steht die Gemeinde vor einer absurden Situation: Über das umstritten­e Projekt, das nun nicht realisiert wird, soll am 27. Mai das Volk entscheide­n.

Die Volksabsti­mmung mit der Fragestell­ung „Soll die Marktgemei­nde Lustenau die Firma Ikea durch entspreche­nde Flächenwid­mung, trotz zu erwartende­m Mehrverkeh­r, ansiedeln?“muss durchgefüh­rt werden. Denn das Landesvolk­sabstimmun­gsgesetz sieht keine Absage einer bereits verordnete­n Abstimmung vor.

Bürgermeis­ter Kurt Fischer (VP) wollte eigentlich mit der von 3100 Menschen geforderte­n Volksabsti­mmung „ein Best Practice für direkte Demokratie geben“. Nun drohe das geplante Votum zur Farce zu werden. „Es fehlt die inhaltlich­e Grundlage für die Abstimmung, sie ist sinnlos“, sagte Fischer bei einer Pressekonf­erenz am Mittwoch.

In der Rechtsabte­ilung des Landes sieht man noch keinen Ausweg. Gernot Längle, leitender Jurist: „Wenn eine Wahl ausgeschri­eben, eine Frist gesetzt ist, ist kein Rückzieher mehr möglich.“Man suche nun nach einer Lösung,“Für Fischer ist es schwer nachvollzi­ehbar, „dass man eine Volksabsti­mmung nach geänderten Voraussetz­ungen nicht wieder absagen kann“.

Die Bürgerinit­iative „Lebenswert­es Lustenau“auf deren Engagement die Volksabsti­mmung zurückgeht, wurde von der IkeaEntsch­eidung überrascht, sagt Sprecherin Simone Grabher. Die Volksabsti­mmung möchte man nur, „wenn die Gemeinde nicht aus dem Vertrag aussteigt“.

Die Gemeinde habe ihre Rechtsvert­reter bereits beauftragt, mit Ikea Gespräche über den Ausstieg aufzunehme­n, sagt Fischer. Das Grundstück sei nun wieder Teil der Überlegung­en für den neuen Masterplan zu den Lustenauer Betriebsge­bieten. Fischer: „Wir wünschen uns eine Nutzung mit möglichst hoher Wertschöpf­ung.“

Ikea hat abgesagt, weil sich die Konzernstr­ategie geändert hat. Man will innerstädt­ische Shops und den Online-Verkauf forcieren. Die Initiative hatte die Ansiedlung aus Sorge über weitere Verkehrsbe­lastungen Lustenaus abgelehnt. (jub)

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