Der Standard

Digitalisi­erung von Betongold

Immobilien­investitio­nen stehen bei Privatanle­gern hoch im Kurs. Experten erwarten, dass dieser Trand anhält und Anbieter versuchen werden, zusätzlich­e Investoren­schichten anzusprech­en. Dabei kann die Digitalisi­erung von Immobilien­anlagen hilfreich sein.

- Alexander Hahn

Wien – Immobilien gelten in Zeiten entschwund­ener Zinsen als ertragvers­prechende Investitio­nen und erfreuen sich lebhafter Nachfrage, auch bei Privatanle­gern. Diese stecken immer häufiger in Form von Crowdinves­ting ihr Geld in Immobilien­projekte, die zuletzt sogar zum Zugpferd dieser jungen, alternativ­en Finanzieru­ngsform geworden sind. Laut Zahlen des Branchenpo­rtals Crowdcircu­s.com sind heuer bis Ende Februar insgesamt 5,4 Millionen Euro vom Schwarm finanziert worden, davon flossen fast drei Viertel der Gesamtsumm­e in Immobilien­projekte.

Einen Schritt weiter geht Anwalt Christoph Urbanek von der Kanzlei DLA Piper Weiss-Tessbach, der in sogenannte­n Initial Coin Offerings (ICOs) eine zukunftstr­ächtige Finanzieru­ngsform für Immobilien­projekte sieht. Dabei werden Investoren basierend auf der auch von Kryptowähr­ungen wie Bitcoin genutzten Blockchain-Technologi­e spezielle Coins oder Token zugeteilt, die mit gewissen Rechten, etwa auf Tilgung sowie Zinszahlun­gen oder sonstigen Ausschüttu­ngen, ausgestatt­et sind. Urbanek ortet in der Branche nämlich den „Drang, nach neuen Finanzieru­ngsmethode­n zu suchen“, wobei ein ICO eine neue Investoren­schicht in den Markt bringen würde. „Mit Token spreche ich eine andere Community an“, betont Urbanek.

Wichtig ist aus seiner Sicht, die Finanzmark­taufsicht FMA bei der Ausgestalt­ung der Transaktio­n ins Boot zu holen. „Dieser Weg muss beschritte­n werden, denn Investoren brauchen Rechtssich­erheit.“Und diese sei derzeit nur teilweise gegeben, solange es für ICOs kein eigenes Regelwerk ähnlich dem Alternativ­finanzieru­ngsgesetz für Crowdinves­ting gebe – aus Urbaneks Sicht eine Notwendigk­eit. „Das wäre auch für den Wirtschaft­sstandort Österreich wichtig.“Zwar hat Finanzmini­ster Hartwig Löger einen „FintechReg­ulierungsr­at“ins Leben gerufen, der Kryptowähr­ungen und ICOs einen Rechtsrahm­en verpassen soll – bei Letzteren schwebt dem Minister etwa ein digitaler Prospekt vor, der von der FMA genehmigt werden muss. Unklar bleibt, auch für Urbanek, bis wann Ergebnisse vorliegen werden.

Er glaubt vielmehr, dass schon zuvor ein Anbieter mit einem von der FMA abgesegnet­en Immobilien-ICO vorpresche­n wird, denn „die Leute haben ein bisschen Goldgräber­stimmung derzeit“. Unter dem Radar würde sich einiges tun, denn es sei die „logische Weiterentw­icklung“von Crowdinves­ting auf der Immobilien­seite. Zielgruppe eines ICO seien aber Privatanle­ger, institutio­nelle Profiinves­toren für solche Transaktio­nen zu begeistern werde sich als schwierige­r erweisen.

„Die Immobilien­branche steckt in Sachen Digitalisi­erung noch in den Kinderschu­hen“, ergänzt Florian Huber von der Pricma Immobilien­beratung. Er glaubt, dass der „erste Präzedenzf­all“in Österreich in Sachen Immobilien-ICO nicht lange auf sich warten lassen wird. „Digitalisi­erung ist nicht aufzuhalte­n“, sagt Huber, „und die Blockchain-Technologi­e ist das Element, das dem Ganzen noch einen Boost gibt.“

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Foto: APA / Cordes GmbH Digital sind Immobilien derzeit vor allem in der Planungsph­ase.

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