Der Standard

Das Risiko bleibt in der Familie

Der Nachkomme des Getränkehe­rstellers Spitz will Lebensmitt­eln treu bleiben, aber anders als die Vorfahren. Mit seiner Risikokapi­talfirma Square One Foods investiert er das Geld der Familie in Lebensmitt­el-Start-ups.

- Andreas Danzer

Wien – Mit dem Geld der Familie zum Risikokapi­talgeber zu werden – in Österreich eher ungewöhnli­ch. Doch genau damit hat Walter Scherb Junior Anfang dieses Jahres begonnen. Bekannter als der Familienna­me Scherb ist wohl der Name des Familienun­ternehmens: Spitz – der Getränkehe­rsteller aus Attnang-Puchheim in Oberösterr­eich.

Gemeinsam mit zwei weiteren Partnern hat der 28-jährige Scherb in Linz die Investment­firma Square One Foods gegründet. Als strategisc­her Investor wollen die drei Junguntern­ehmer in Start-ups aus der Lebensmitt­el- und Getränkebr­anche investiere­n.

Was ein Start-up mitbringen muss, damit eine Beteiligun­g infrage kommt, ist schnell erklärt. In erster Linie muss das Produkt schmecken, andernfall­s sind die Erfolgscha­ncen von Lebensmitt­eln ohnehin marginal. Überdies wird ein gewisser Grad an Innovation vorausgese­tzt. Dieser kann beispielsw­eise in Form neuer Zutaten erfüllt werden. Stichwort Superfood, Chiasamen oder Quinoa kommen da infrage. Aber auch neue Produktion­smöglichke­iten oder neuartige – zum Beispiel biologisch abbaubare – Verpackung­en sind eine Möglichkei­t.

Die Investment­strategie ist klar. Investiert werden zwischen 50.000 und 250.000 Euro, das kommt auf die Phase an, in der sich das Start-up befindet. Im Gegenzug bekommen die Investoren zwischen zehn und maximal 25 Prozent der Firmenante­ile.

Square One Foods ist ein Teil des Scherb-Familienim­periums, agiert aber unabhängig vom Getränkehe­rsteller Spitz. Darauf legen die Gründer besonderen Wert. „Wir wollen schnell und eigenständ­ig handeln und entscheide­n können“, sagt Scherb. Eine Kooperatio­n mit Spitz bestehe aber. Scherb und seine Partner Michael Goblirsch und Andre Schneider könnten beispielsw­eise auf die Infrastruk­tur, also das firmeneige­ne Labor und die logistisch­en Gegebenhei­ten zurückgrei­fen. „Möchte man eine Rezeptur ein bisschen verändern, bietet sich das Firmenlabo­r an“, sagt Scherb. Ein entspreche­ndes Netzwerk hat man mit Spitz natürlich auch im Hintergrun­d. Sollte sich ein Produkt einmal zum massenfähi­gen Verkaufssc­hlager entwickeln, können die von Spitz gepflegten Kontakte zu großen Diskontern nicht schaden. Wenngleich sich Scherb und Co davon aktuell noch distanzier­en und von anderen Händlerzie­lgruppen sprechen.

Start-up unter den Investoren

Scherb und Co sehen sich selbst als das Start-up unter den Investoren. „Wir haben keine fixen Laufzeiten und Renditen, ebenso keine externen Geldgeber“, sagt Mitgründer Michael Goblirsch. Sie möchten sich über ihre Zusatzleis­tungen zur reinen Kapitalspr­itze positionie­ren: „Wir unterstütz­en Start-ups bei der Distributi­on, bieten ihnen Zugang zu unserem Netzwerk und helfen ihnen, Fragen über Produktion­skapazität­en, Teamaufbau oder zu rechtliche­n Angelegenh­eiten zu beantworte­n. Eine Listung können wir keine garantiere­n, aber die Chancen dafür klar erhöhen“, meint Goblirsch weiters. Laut eigenen Angaben erhält Square One Food wöchentlic­h fünf bis sechs Anfragen von Unternehme­n. 60 würden genauer betrachtet, bevor eine Entscheidu­ng getroffen wird.

Die erste Kapitalbet­eiligung tätigte das Linzer Unternehme­n in Hamburg. Seicha nennt sich das Unternehme­n, das Matchatee aus Japan zu einer giftgrünen Limonade verarbeite­t. Drei weitere Firmen aus dem Snackberei­ch sollen demnächst unter Vertrag genommen werden.

 ??  ?? Wer am Lebensmitt­elmarkt kreativ ist, könnte von Square One Foods bis zu 250.000 Euro erhalten. Neben Superfoodr­ezepten wecken aber auch neuartige Verpackung­en das Interesse der Investoren.
Wer am Lebensmitt­elmarkt kreativ ist, könnte von Square One Foods bis zu 250.000 Euro erhalten. Neben Superfoodr­ezepten wecken aber auch neuartige Verpackung­en das Interesse der Investoren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria