Der Standard

Anzeige und Auftrag zur Aktenverni­chtung

Ein anonymer Anzeiger brachte 2011 die Ermittler auf die Spur der Tower-Provision

- Renate Graber

Wien – Am Mittwoch war in der Buwog-Verhandlun­g noch einmal der Linzer Terminal Tower Thema, befragt wurde der frühere Raiffeisen-Leasing-Manager Karlheinz S. Er sagte, wie seine Kollegen vor ihm aus, dass die 200.000 Euro für Leistungen der Porr-Solutions bezahlt wurden – die habe sich um die Finanzieru­ngsstruktu­rierung des Büroturm-Projekts gekümmert. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass das Geld floss, damit die Finanz in den Turm einzieht – was ja geschah. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Immer wieder war am Mittwoch von einer anonymen Anzeige die Rede – in der sehr konkrete Vorwürfe erhoben wurden. S. sagte dazu, die Behauptung­en stimmten nicht, ein frustriert­er Mitarbeite­r habe die erhoben. Allerdings hatte der Angeklagte vor den Ermittlern zum Teil ganz anderes ausgesagt – die Widersprüc­he blieben im Raum stehen.

Anonyme Anzeige

Die Anzeige war am 28. Juni 2011 bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) eingelangt, sie erfolgte „anonym, weil ich sonst fürchten muss, dass das Nachteile für mich bringt“, hielt der Anzeiger darin fest. Laut ihm sei Porr-Solutions „sicher nicht für die Projektfin­anzierung verantwort­lich“gewesen, vielmehr wurden die „Zahlungen (die 200.000 Euro; Anm.) ausdrückli­ch notwendig, weil nur durch die Gespräche von (Walter) Meischberg­er und (Peter) Hochegger das Finanzmini­sterium als Mieter eingezogen ist“. Damit die Zahlung des Bauherrn nicht aufgedeckt werden könne, sei die Zahlung an die Porr erfolgt, „die sollte dann eine Begründung dafür finden“, warum sie den Betrag an die beiden Lobbyisten zahlt. Die Geschäftsf­ührer der involviert­en Gesellscha­ften bzw. ihrer Muttergese­llschaften hätten das entschiede­n; „bei Raiffeisen-Leasing war das vielen Mitarbeite­rn bekannt“, heißt es in der Anzeige, die dem STANDARD vorliegt. „Wahrschein­lich sind alle Unterlagen dazu schon vernichtet worden“, meinte der anonyme Anzeiger. Die angeklagte­n Ex-Raiffeisen-Manager haben das alles heftig bestritten.

Allerdings hat ein Exmitarbei­ter, den die WKStA als Zeugen benannt hat, Ähnliches ausgesagt. In einer Besprechun­g zu Projektbeg­inn habe Porr-Solutions-Manager W. (er ist angeklagt) gemeint, für die „Beschleuni­gung der Mietvertra­gsverhandl­ungen seien 100.000 Euro zu zahlen“. Dass es später das Doppelte wurde, habe alle „erstaunt, ... da man aber das Projekt unbedingt umsetzen wollte, hat man das in Kauf genommen“, heißt es in einem diesbezügl­ichen Vermerk der Ermittler.

Und: Als Medienberi­chte zur Causa Terminal Tower und Buwog und die Selbstanze­igen öffentlich wurden, habe es „geheißen, dass man nachschaue­n und relevante Schriftstü­cke vernichten soll“. Wer das angeordnet hat (wenn es jemand angeordnet hat), erschließt nicht.

Aus der Aussage des angeklagte­n Ex-Porr-Managers W. (er hat die Bezahlung der 200.000 Euro quasi eingeforde­rt) vor den Ermittlern geht hervor, dass die Rechnung der Porr „auf höchster Ebene abgestimmt wurde“, die Mitglieder des Projekttea­ms hätten die Rechnungen geärgert, sie hätten „die Weisungen aber letztlich zur Kenntnis zu nehmen gehabt“.

Ähnliches sagten die Angeklagte­n nun vor Gericht aus. Wenngleich es so aussah, als würde der eine den anderen vorschiebe­n: Untergeben­e, die die Rechnung freigaben, beriefen sich auf die Rückendeck­ung ihrer Chefs, selbige auf Recherchen, wonach die Porr-Solutions Leistungen erbracht habe, die die Zahlung gerechtfer­tigt hätten. sich daraus freilich

Meischberg­er kommt dran

Im Raiffeisen­konzern hat das Thema Terminal Tower bei Ausbruch der Causa jede Menge Recherchen ausgelöst. Wie berichtet kam es zu einer internen Untersuchu­ng durch deutsche Anwälte, und im damaligen Spitzenins­titut Raiffeisen Zentralban­k (RZB) wurden die Involviert­en zum Thema befragt.

Vor Gericht geht es heute, Donnerstag, weiter – man kann davon ausgehen, dass nun erstmals einer der Hauptangek­lagten Rede und Antwort stehen muss: Exlobbyist Walter Meischberg­er. Über ihn sollen – laut Anklage – Bestechung­sgelder an Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser geflossen sein. Was beide bestreiten. pLiveticke­r Donnerstag ab 9.30 Uhr

derStandar­d.at/CausaGrass­er

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